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Risikoeinschätzung der Bundesbank


Eddi

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Die Bundesbank wart doch vor dem Bitcoin, so liest man es jedenfalls allerorts. Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, warum denn die Bundesbank nun genau vor dem Bitcoin warnt, habe ich mir mal das Schreiben der BaFin vorgeknöpft und bin auf Erstaunliches gestoßen. Die Risikoeinschätzung ist in vier Absätze eingeteilt, die ich jetzt mal einzeln unter die Lupe nehme.

 

 

1. Das Bargeldrisiko

 

BTC bergen Risiken für Unternehmen und Verbraucher, die für sich genommen auf dem Finanzmarkt nicht neu sind, sich aufgrund der spezifischen Struktur von BTC dort jedoch häufen. So können BTC – wie Bargeld – verloren oder gestohlen werden. Verliert der Nutzer durch eine Fehlfunktion des Computers Adressen beziehungsweise private Schlüssel oder werden ihm diese physisch oder durch Angriffe aus dem Internet entwendet, sind die BTC, die nach wie vor im Netzwerk registriert sind, für ihn unwiederbringlich verloren, da er nicht mehr über sie verfügen kann.

 

Wenn man einen Stapel Bargeld und ein entsprechendes Vermögen von Bitcoins in Form einer Speicherkarte oder eines USB-Sticks auf den Tisch legt und hundert Fremde daran vorbei lotst, ist das Bargeld sicher weg und die Speicherkarte bestimmt noch da. Bargeld wird von jedem sofort als entwendungswürdiges Vermögen erkannt. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch sonst grundehrlich Menschen doch mal beim Bargeld zulangen, steigt mit der Höhe des Geldstapels. Jeder hat so seine Preis. Ehrliche Finder, die 6-stellige Summen zurückgeben, bekommen vom Bundespräsidenten die Hand geschüttelt und werden auf Seite eins so mancher Zeitung gewürdigt.

 

Das Vermögen auf der Speicherkarte ist als solches nicht mal ohne weiteres von Fachkundigen zu erkennen und schon alleine deswegen erheblich sicherer als Bargeld. Dazu kommt, dass man sein Wallet auf beliebig vielen Karten speichern und sogar mit einem Passwort zusätzlich schützen kann. Bitcoins lassen sich durch technischen Möglichkeiten, und sogar durch Brain-Wallets ganz erheblich besser sichern als Bargeld. Ein klarer Punkt für Bitcoins.

 

Dann muss man noch den direkten Vergleich mit Online-Banking machen. Wenn einer einem sein Passwort klaut und sein Handy kapert, kann er auch einem das Bankkonto abräumen. Kann man der Bank jetzt keine Schuld nachweisen, weil sie z.B. die mTAN plötzlich leichtfertig auf ein anderes Handy geschickt hat, ist das Geld weg. Um ein Bitcoin.de Konto zu plündern, müsste jemand zusätzlich zum Passwort und Handy auch noch den eMail-Account knacken, somit sind da die Bitcoins besser gesichert als das Geld bei der Bank. Klarer Punkt für Bitcoins, jedenfalls für die, die bei Bitcoin.de liegen. 2:0 für Bitcoins.

 

Fazit: Dieses Bitcoin-Risiko ist deutlich kleiner als das Bargeld- und Onlinebanking-Risiko.

 

 

2. Das Akzeptanzrisiko

 

Zudem besteht die Gefahr, dass die Kosten für Transaktionen steigen werden, was die Akzeptanz der BTC beeinträchtigen kann. Derzeit dienen BTC auch als kostengünstige Transaktionslösung für kleine Beträge im weltweiten Handel, da meist nur geringe Kosten als zusätzliche Entlohnung für Miner anfallen. Diese erhalten für das erfolgreiche Lösen der Aufgaben, mit denen sie gleichzeitig die Transaktionen verifizieren, neue BTC über das System sowie Bruchteile der übertragenen BTC. Mit der Zahl der erzeugten BTC steigt auch die Komplexität der Aufgaben und damit die Rechenleistung, die zu deren Lösung erforderlich ist. Nach oder bereits vor Erreichen der maximalen BTC-Anzahl könnte sich der Aufwand der Miner für Hardware und Strom ohne Transaktionsgebühren nicht mehr lohnen, so dass sie für Transaktionen Gebühren – vergleichbar mit denen von Banken – verlangen könnten. Das kann dazu führen, dass sich Nutzer von BTC ab- und alternativen Systemen zuwenden, was wiederum die Akzeptanz der BTC beeinträchtigen kann. Bei den alternativen Systemen können ähnliche Effekte die Folge sein.

 

Diese Risikoeinschätzung basiert auf technischer Unkenntnis oder Ignoranz und beinhaltet sogar eine glatte Lüge. Der Rechenaufwand steigt mit der Leistungsfähigkeit des Netzwerkes und der daraus resultierenden Anpassung der Schwierigkeit und nicht mit der Anzahl der Bitcoins. Es wird auch behauptet, dass die Miner plötzlich höhere Gebühren erheben könnten, wenn die Mining-Belohnung mal wegfällt (nicht wie im BaFin-Text die Transaktionsgebühren!). Was für ein Blödsinn! Das Bitcoin-Protokoll sieht eine flexible Handhabung der Gebühren vor. Wer mehr bezahlt, bekommt seine Überweisung schneller bestätigt, wer weniger oder nichts bezahlen will, muss halt einfach länger warten. Damit das Protokoll hinsichtlich der Gebühren geändert wird, setzt voraus, dass 51% der Miner ein geändertes Protokoll akzeptieren müssen. Da sieht es aber eher mager aus für eine Mehrheit.

 

Was passiert denn nun wenn die Belohnung Schritt für Schritt wegfällt und sich das Minen nicht mehr in dem Maße lohnt? Das ein oder andere Mining-Rig wird dann einfach abgeschaltet. Das Netzwerk fährt sich automatisch Stück für Stück runter. Der Schwierigkeitsgrad wird nach unten angepasst und das Netzwerk läuft einfach mit weniger Rechner weiter. Jetzt machen die weniger Rechner die Überweisungen, es gibt pro Rechner mehr Gebühren zu verdienen und schon lohnt sich wieder die ganze Sache. Wird wieder durch viele Überweisungen viel verdient, werden wieder Rigs angeschaltet. Mit der Lösung der Kryptografiechen Aufgaben wird halt nicht mehr auf die Belohnung hin gerechnet, sondern auf die Berechtigung die Buchungen vorzunehmen. Das ganze System pendelt sich ein. Einfach genial, wie ich finde.

 

Fazit: Akzeptanzverlustrisiko durch höhere Gebühren: Gleich Null.

 

Den dritten Absatz verschiebe ich nach hinten und behandele nun gleich

 

 

3. Das Korruptionsrisiko

 

Zudem besteht die abstrakte Gefahr, dass sich das BTC-System durch Konflikte verschiedener Client-Typen von innen heraus korrumpiert. Das BTC-System als solches ist nicht völlig starr und unveränderlich. Im Idealfall entscheidet die Mehrheit der Nutzer über die Auswahl der Clients und durch deren Programmierung auch über Anpassungen des Systems. Einige Nutzer haben jedoch aufgrund herausragender Kenntnisse überproportional große Einflussmöglichkeiten. Dies könnte Konflikte über die Zulässigkeit von Änderungen und Anpassungen auslösen.

 

Abstraktion ist ein ganz weites Feld, betrifft Philosophie, Psychologie, Mathematik und Kunst gleichermaßen. In diesem Fall soll es wohl bedeuten: denkbar aber eher unwahrscheinlich. Diese Risikoeinschätzung beschreibt nichts anderes als das hinreichend bekannte 51%-Problem des Bitcoins. Wer mehr als die Hälfte des Netzwerkes kontrollieren kann, kann jede ihm genehme Software zum Durchbruch verhelfen. Mit wachsendem Netzwerk wird dieses Risiko immer kleiner, da es immer unwahrscheinlicher wird, dass jemand die entsprechend benötigten Rechner überhaupt bekommen und bezahlen könnte oder eine Koalition zur Zerstörung des Bitcoins schmieden kann. Miningpools sollte man aber keinesfalls aus dem Blick verlieren. Für jeden einzelnen Miner ergibt sich eine besondere Verantwortung für das Bitcoin-Netzwerk. Aus dem gemeinsamen Interesse an einem funktionierenden System dürfte aber hinreichende Sicherheit abzuleiten sein.

 

Fazit: ganz geringes Restrisiko, aber bestens bekannt

 

 

4. Das Volatilitätsrisiko

 

Ein weiteres Risiko von BTC sind Wertschwankungen. Der Wert der BTC ergibt sich aus Angebot und Nachfrage sowie der Akzeptanz im Wirtschaftskreislauf. Ebenso wie gesetzliche Zahlungsmittel sind BTC nicht durch einen realen Wert gedeckt. Nutzer, die das BTC-System von Anfang an genutzt haben, verfügen über eine Vielzahl an BTC, die sie verkaufen könnten. Vor allem aber kann der Einstieg von Spekulanten, die BTC nicht als Zahlungsmittel erwerben, zu erheblichen Kursschwankungen und Blasen führen – ähnlich wie bei anderen hoch volatilen Finanzinstrumenten. Dies kann erhebliche Gewinne, aber auch Verluste nach sich ziehen.

 

Ein weiteres Risiko ist es ja nicht, sondern eher das erste echte. Und es ist die Frage, ob es auch wirklich ein Risiko ist, da man doch ziemlich gut abschätzen kann, was noch passieren wird. Ich wage mal einen Blick in meine Kristallkugel. Noch mal ordentlich schütteln, damit es innen drin auch schön schneit, und? Was sehe ich? ... den nächsten Hype. Aha. Was tun? Noch mal: Schüttel schüttel, schnei schnei, und? ...Bitcoins halten, mindestens bis der Verkauf steuerfrei ist. Aha. Wann kommt denn der nächste Hype? Schüttel schüttel, schnei schnei... wenn Amazon in zwei drei Monaten Bitcoins akzeptiert geht’s los. Aha. Wie wäre es mit ein paar Zahlen? Schüttel schüttel, schnei schnei... Verflixt, die Lottozahlen! Ohne die Woche, verflixt.

 

Der nächste Hype kommt bestimmt, es wurden schon sieben solcher Ereignisse vorhergesagt, vier haben bereits statt gefunden. Wann und wie der genau abläuft, kann keiner sagen, aber beim nächsten geht es um richtig viel Geld. Ich werde mich raushalten. Beim letzten Hype ging der Wert auf 800Euro hoch und ist offensichtlich jetzt bei 600 gelandet. Wenn er beim nächsten mal auf 5000 geht und bei 3000 landet, kann man doch zufrieden sein, oder? So riskiere ich nicht durch Fehlverkäufe viel zu verlieren. Schüttel schüttel, schnei schnei. Aha! Ich muss noch zum Einkaufen, verflixt.

Bearbeitet von Eddi
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wirklich gut auseinander genommen !.... viel mehr will ich dazu eig auch nicht sagen....

 

 

eine frage.... du schreibst ?

Der nächste Hype kommt bestimmt, es wurden schon sieben solcher Ereignisse vorhergesagt, vier haben bereits statt gefunden.

 

gibt es da eine übersicht ?

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jop absolut richtig analysiert :)

 

Zu dem 2ten Punkt: Ich finde es wirklich ärgerlich, dass wirklich in JEDEM Artikel, Bericht oder sonstwas, die ich gelesen habe, überall geschrieben wird, dass mit zunehmender Menge der Bitcoins die "Rechenaufgaben schwerer werden" und immer mehr Rechenaufwand benötigen. Wie du ja schon schreibst ist das absoluter Blödsinn.

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@azu393

Hier werden die letzten vier Hypes beschrieben. Leider auf englisch und mit dem üblichen Unfug."Bitcoin gets a wave of positive press." ist gleich doppelter Unfug. Erstens steht seit ich Presseberichte lese IMMER eher Negatives drin und zweitens: Man kann gegen den Markt nicht einmal mit noch soviel Geld spekulieren und noch weniger kann man für oder gegen den Markt anschreiben. Den Artikel, in dem von den sieben Hypes die Rede war, muss ich noch mal suchen. Das ist schon etwas länger her, dass ich das gelesen habe.

 

@Serpens66

Danke für den Hinweis. Ich hatte vergessen auf den Quatsch mit der Rechenleistung und der zunehmenden Bitcoinanzahl extra hinzuweisen. Den Satz habe ich jetzt noch eingefügt.

Bearbeitet von Eddi
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