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Inflation / Deflation


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Ich möchte ein wenig provozieren und behaupte, die Frage ist richtig gestellt. Ich möchte sogar noch weiter gehen und die Nichtleser fragen, warum sie das Buch nicht gelesen haben.

Um die Eingangsfrage von @Aktienspekulaantaufzugreifen: In diesem Buch wird sehr schön erklärt, was bis jetzt schief gelaufen ist und warum es BIS JETZT immer schief gelaufen ist. 

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vor 1 Stunde schrieb RGarbach:

Ich möchte ein wenig provozieren und behaupte, die Frage ist richtig gestellt. Ich möchte sogar noch weiter gehen und die Nichtleser fragen, warum sie das Buch nicht gelesen haben.

Um die Eingangsfrage von @Aktienspekulaantaufzugreifen: In diesem Buch wird sehr schön erklärt, was bis jetzt schief gelaufen ist und warum es BIS JETZT immer schief gelaufen ist. 

Oh, oh, ich versuche mal etwas zu vermitteln. 😉

Der Bitcoin-Standardª[Werbung]  gibt es, glaube ich seit 2020, auch in Deutsch!

Man muss nicht zu allen der gleichen Meinung sein. Aber es ist sicher mal gut, drüber nachgedacht zu haben.

Die gute Nachricht, gibt es auch als Hörbuch für 0 € im Probemonat.

Axiom

 

PS: Ätsch @RGarbach, ich bin noch gar nicht ganz fertig mit schreiben und habe schon ein down-vote. 🤣

Bearbeitet von Axiom0815
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Bei n-tv.de gibt es gerade einen recht passenden Artikel:

https://www.n-tv.de/wirtschaft/kommentare/Inflationssorgen-sind-berechtigt-article22722264.html

Ich finde es gut wie dort zwischen kurzfristigen und langfristigen Effekten differenziert wird. Ich habe das Gefühl, dass sich die Medien sonst nur auf die kurzfristigen Folgen beziehen und ja, die werden vorüber gehen.

Die langfristigen Folgen insbesondere der Fachkräftemangel bereitet mir Sorge.

Und nicht nur der Fachkräftemangel - ist euch auch aufgefallen wie viele Jobangebote für gering bezahlte Jobs derzeit draußen sind? Geschäfte suchen nach Verkäufern, Hotels und Restaurants suchen nach Servicekräften. In meinem direkten Umfeld wechseln viele "Menschen-Berufe" ihren Arbeitsplatz dichter an ihre Wohnung für mehr Geld. Ich selbst nehme ein deutlich gestiegenes Jobangebot wahr welches auf zu wenig (qualifizierte) Jobsuchende trifft.
Auch das wird sich in höheren Löhnen widerspiegeln und diese höheren Löhne führen zu höheren Preisen um diese Löhne zu finanzieren.

Ich will nicht so weit gehen und das Finanzsystem "am Ende" zu sehen, jedoch rate ich zu erhöhter Aufmerksamkeit.

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vor 13 Minuten schrieb Aktienspekulaant:

Schließe mich der Meinung von pewi an. Habe das Buch von Christoph Bergmann gelesen, ebenso ein Buch der Princetown University.  

Was hat es mit dem Buch auf sich? Das steht eigentlich auf meiner Liste 🤔.

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vor 17 Stunden schrieb Aktienspekulaant:

Diesen Satz lese ich seit meinem Anmeldedatum (Dezember 2017) gefühlt wöchentlich in abgewandelter Form

 Auch da war ich schon der Meinung, dass das letztendlich nicht gut gehen wird, jedoch ohne konkreten Zeithorizont.

Mittlerweile rechne ich eben bis 2025 damit und lege meine Strategie darauf aus.

Bei nicht eintreffen, gibt es maximal etwas Rendite zu verlieren -> Bei eintreffen, viel zu gewinnen.

 

Man könnte jetzt unendlich viele Faktoren, Zahlen usw. vergleichen, um solche Meinungen zu untermauern.

Ich mache das ganze sehr pragmatisch und "zoome" etwas raus.

1) Quasi alle Probleme der jüngeren Vergangenheit am Finanzmarkt sind weiterhin vorhanden, verschlechtern sich kontinuierlich und werden nur symptomatisch behandelt.

Als Chartanalyst würde ich sagen, das ist ein gesunder, ungebrochener und langfristiger Downtrend.

2) Die Zahlen werden größer und die Akzeptanz selbiger auch.

Beispiel: 2010 regten man sich bei Veruntreuung, oder z.B. bei Auslandszahlung von wenigen Millionen auf. 2015 bei 100 Millionen, vor Corona über Milliarden,

und jetzt gibt es erste Hilfsprogramme in der Größenordnung von 100 Milliarden oder teilweise gar über 1 Billionen. (Jahreszahlen sind hypothetischer Natur)

Die Aufschreie werden dabei gefühlt aber immer kleiner.

Wenn man sich das so überlegt, dann kommt das schon fast einem exponentiellen Wachstum gleich.

Es gibt aber leider kein unendliches exponentielles Wachstum.

Und ich bezweifle eben, dass die nächsten Schritte: 10 Billionen / 100 Billionen so einfach geschehen werden, ohne dass es sehr große Probleme geben wird.

3) Punkt 2 basiert natürlich größtenteils auf dem ungezügelten Geldrucken. Ganz grundsätzlich wäre das auch nicht das Problem, aber:

Ich sehe nicht, dass dem neu gedruckten Geld ein ebenbürtiger Wert entgegensteht. Weder Waren noch Wirtschaftleistung.

4) Die Zentralbanken verlieren in meinen Augen zusehend an Kontrolle, was Inflation, Verschuldung und Renditen betrifft. Manche Aussagen/Entscheidungen der jüngsten Zeit

können kaum rational erklärt werden. Mich erinnert ein solches Handeln an normale Reaktionen im Falle eines Kontrollverlustes. Nach außen hin versucht man die Sache schön

zu reden, in Wirklichkeit versucht man aber schon den eigenen Schaden so gering wie möglich zu halten und eben seine Schäfchen ins trockene zu bringen.

 

Das alles bringt mich zum Schluss, dass ich eben bis 2025 mit gewaltigen Verwerfungen rechne. 

 

Ich bin aber kein Wirtschaftsweise, VWL Professor, oder dergleichen.

Im Grunde habe ich überhaupt keine Ahnung!

Diese ganzen Überlegungen können allesamt absoluter Blödsinn sein.

Auf irgendwelchen Grundlagen muss ich meine Strategien jedoch aufbauen und da hat mir bis zum heutigen Tag etwas logisches Denken und ein bisschen Weitsicht relativ gute Dienste erwiesen. (Soweit ich das selbst definieren kann/darf)

Eventuell bin ich aber auch einfach nur ein unterbelichteter Clown mit einer kleinen Portion Glück... wer weiß das schon?

🤡 

  • Love it 2
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vor 39 Minuten schrieb mike_grh:

Mittlerweile rechne ich eben bis 2025 damit und lege meine Strategie darauf aus.

 

Bei nicht eintreffen, gibt es maximal etwas Rendite zu verlieren -> Bei eintreffen, viel zu gewinnen.

Wenn nur mehr Menschen solch eine Grundeinstellung hätten 🙂

(Jahreszahl ist dabei egal).

In der Familie haben wir auch schon "angepasst", also Bausparverträge, Lebensversicherungen und sonstige Kapitalanlagen "überdacht". Dabei ist die ein oder andere Lebensversicherung auch erhalten geblieben mit dem Gedanken: "Wenn wertlos, dann ist das halt so." Wir haben nun genug "Gegenwetten" im Portfolio.

 

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vor 16 Minuten schrieb Jokin:

Wenn nur mehr Menschen solch eine Grundeinstellung hätten 🙂

(Jahreszahl ist dabei egal).

In der Familie haben wir auch schon "angepasst", also Bausparverträge, Lebensversicherungen und sonstige Kapitalanlagen "überdacht". Dabei ist die ein oder andere Lebensversicherung auch erhalten geblieben mit dem Gedanken: "Wenn wertlos, dann ist das halt so." Wir haben nun genug "Gegenwetten" im Portfolio.

 

Veränderung ist das Gesetz des Lebens. Diejenigen, die nur auf die Vergangenheit oder die Gegenwart blicken, werden die Zukunft verpassen. John F. Kennedy

  • Like 1
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In Westafrika wird mit CFA bezahlt, einer fix an den EUR gekoppelten Währung, (früher 100 CFA = 1 Franc Francaise, jetzt 655 CFA = 1 EUR) also praktisch ne Erweiterung des EUR Währungsraumes.

Was man bis jetzt hier merkt:

Baustoffe haben sich stark verteuert, insbesondere Baustahl um ca 70%.

Ansonsten merkt man (noch) nicht so viel, der Preis für Reis, Brot etc geht (noch) nicht hoch, bei manchen importierten Waren ziehts aber  an. (Bratöl aus Malaysia zB)

 

mal schaun...

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  • 4 Wochen später...

Zur Zeit liest man ja wieder viele Meldungen über Inflation und Inflationsraten. Wahnsinnig hoch, Realkaufkraftverlust und alles mögliche.

Ja, die Preise sind gestiegen, aber sind sie das wirklich?
Viele Produkte sind deswegen teurer, weil die Hersteller keine Rabatte geben. Warum sollten sie auch? Beispiel Autos oder Fahrräder: Vor drei Jahren haben sich Hersteller und Händler mit Rabatten geradezu erschlagen. Da hat doch niemand weder ein Auto noch ein Fahrrad zum Listenpreis verkauft. Rabatte von 25% waren eher die Regel als die Ausnahme. Oder auch bei Brillen: "Kauf drei, zahle 2"

Und heute? Es gibt eben weniger Autos oder Fahrräder, weil die Hersteller nicht nachkommen mit der Produktion oder weil Teile fehlen, aber die Nachfrage nach den Produkten existiert.

Und Händler und Hersteller wären ja schön doof, wenn sie knappe Produkte mit Rabatten verkaufen würden. Und so zieht sich das durch extrem viele Produkte. Man könnte es also eine "nachfragegetriebene Inflation" nennen.

Ich gehe davon aus, dass sich diese Inflationsängste wieder beruhigen, wenn die Hersteller wieder "normal" produzieren können. 

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Am 4.8.2021 um 22:17 schrieb Jokin:

Die langfristigen Folgen insbesondere der Fachkräftemangel bereitet mir Sorge.

Und nicht nur der Fachkräftemangel - ist euch auch aufgefallen wie viele Jobangebote für gering bezahlte Jobs derzeit draußen sind? Geschäfte suchen nach Verkäufern, Hotels und Restaurants suchen nach Servicekräften. In meinem direkten Umfeld wechseln viele "Menschen-Berufe" ihren Arbeitsplatz dichter an ihre Wohnung für mehr Geld. Ich selbst nehme ein deutlich gestiegenes Jobangebot wahr welches auf zu wenig (qualifizierte) Jobsuchende trifft.
Auch das wird sich in höheren Löhnen widerspiegeln und diese höheren Löhne führen zu höheren Preisen um diese Löhne zu finanzieren.

Ich will nicht so weit gehen und das Finanzsystem "am Ende" zu sehen, jedoch rate ich zu erhöhter Aufmerksamkeit.

Den Fachkräftemangel gibt es schon seit fast 10 Jahren. Er wurde nur durch Corona verstärkt, da sich die großen Firmen neu justiert haben. Die die viel Geld und Altverträge hatten wurden angeblich aufgrund Corona entlassen, und die paar die dann auf dem Markt waren wurden dann wieder eingestellt.

Nur ging der Schuss nach hinten los, da auf dem markt kaum noch was gewesen ist. Ergo hat die Industrie jetzt beim kleinen Mann, der nicht viel zahlen kann, die Leute abgezogen, und hier fehlt es jetzt an allen Ecken und Enden. Die kleine Firma um die Ecke kann es sich aber teilweise nicht leisten, mehr als den Mindestlohn zu bezahlen, da Sie selbst als Zulieferer nichts bekommen. Und somit sind wir im Moment in einer Spirale, deren Ende nicht absehbar ist.

Denn wenn die großen Firmen keine Leute mehr bekommen, werden die Material und Lieferschwierigkeiten noch extremer.

Aber wie gesagt, das Problem gab es auch schon vor Corona.

Und wenn dann noch solche Deppengewerkschaften wie die GDL im Moment auf die Straße gehen, kann es nicht besser werden.
trotz neuem Angebot muss der Streik durchgezogen werden. Sowas gibt es nur hier in D.

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Fachkräftemangel kommt daher, daß alle Welt nur auf Profitmaximierung aus ist. Da kollidiert das Mindset des Youtube-Nachwuchses mit dem des HomoOeconomicus-Gläubigen in der Führungsetage. Da kollidiert das Bedürfnis nach dem Porsche für den GF mit dem Bedürfnis nach leistungsgerechter Vergütung der Leistungserbringer (Arbeiter). Die im Vergleich zu der Konzernbesteuerung hohe Abgabenlast der KMU ist auch nicht unbedingt förderlich.

Aber das war schon immer so. Ganz am Anfang meiner Laufbahn hat mich jemand an den Daimler vermietet, 100€/h eingestrichen und mir 30€/h bezahlt. Das mit den 100€ hab ich erst im Nachhinein vom Teamleiter im Projekt erfahren.

Ehrlich, wer will in so einer Welt erst lang Studieren oder Ausbildung und Fortbildung machen, wenn die Verteilung derartig ist?

 

Nachtrag: (Will man als Selbstständiger äquivalent zu dem Durchschnitt von 3000€/Monat verdienen, muss man 80€/h kalkulieren)

Bearbeitet von Theseus
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Es gibt keinen Fachkräftemangel, sondern nur zu viele Firmen die Mitarbeiter mit Hungerlohn abspeisen wollen und die es natürlich cool finden, wenn sich auf eine unterbezahlte Stelle trotzdem möglichst noch 50 andere bewerben um so weiterhin schön Löhne kleinhalten zu können.

PS: Im Juli 2021 gabs über 3,3 Millionen Arbeitslose/Unterbeschäftige.

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  • 6 Monate später...

Ozone hatte es schon im Prognosethread verlinkt 🙏, aber hier passt es ja auch perfekt rein.
 

Ein recht langes, aber lohnenswertes Video. Ich habe mir mal ein paar Notizen rausgeschrieben, da mein Verständnis vom Thema relativ begrenzt ist. Es gibt eine gute Beschreibung der aktuellen Situation & ihrer Ursachen, der vergangenen Entwicklung, der EZB Politik und weiterer Gefahren. Soweit ich das mit meinem begrenztem Wissen beurteilen kann. 😅

Befund
Inflation der Konsumgüterpreise (Stand Februar 2022)
Deutschland: 5,1%(ähnliche Werte gab es zuletzt zur Zeit der Vereinigung)
Eurozone: 5,8% (höchster Wert der letzten 30 Jahre)
USA: 7,5% (höchster Wert der letzten 30 Jahre)

Innerhalb des Euroraums gibt es Unterschiede, aber alle Länder sind mehr oder weniger betroffen. Angefangen von Frankreich (3,3%), Portugal (3,4%), Finnland & Malta (4,1%) bis hin zu Belgien (8,5%), Estland (11%) und Litauen 12,3%.

Danach wirft er einen Blick auf die Inflation der gewerblichen Erzeugerpreise (Zwischenprodukte zur Weiterverarbeitung etc.), welche oftmals schon vorher als die Endprodukte (Konsumgüter) steigen.

Inflation der gewerblichen Erzeugerpreise
Deutschland: 25%

Der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen (1950). 1951 lag der Wert bei knapp unter 23% und während der Ölkrisen in den 70er Jahren lag dieser Wert lediglich bei knapp 15%. Er betonte hier nochmal das dieser Wert mehr als das Zehnfache vom 2% Limit/Ziel von der EZB beträgt. 😂
Andere Länder: Frankreich (22,2%), Finnland (22,4%), Österreich (23,8%), Italien (27,8%), Niederlande (29,1%), Spanien (36%)

Wie ist der Zusammenhang zwischen gewerblichen Erzeugerpreisen und Endproduktpreisen?
Im Mittel überträgt sich die Inflation der gewerblichen Erzeugerpreise nach ca. 3 Monaten zu etwa 40% in die Inflation der Konsumentenpreise.

Wie ist es dazu gekommen?

  1. Lockdowns und Quanratäne: Der aktue Anlass
    Besonders die Hafensperrungen in China und anderswo haben das Angebot an Waren beschränkt. Im Wesentlichen bei Zwischenprodukten, da Firmen nicht die Vorprodukte bekamen, die sie brauchten um ihre eigenen Güter herzustellen und weiterzuverkaufen.

    Ein beschränkendes Angebot bei unveränderter Nachfrage führt zu einem Nachfrageüberhang über das Angebot, welcher automatisch zu Preissteigerungen führt.    > Die Firmen sehen lange Warteschlangen nach ihren Produkten und sind geneigt daraus Gewinn zu schlagen durch Preiserhöhungen.

    Es gibt weltweite Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten (Stahl, Holz, Chips, Magnesium, Aluminium).

    Absehen kann man diese Entwicklung zum Beispiel am Freightos Baltic Index (Containerfrachtpreisindex), welcher um den Faktor 8 von ~1.200$ auf über 10.000$ gestiegen ist zwischen August 2019 und 2021. Im Februar 2022 lag dieser Wert immer noch bei 9.789$.
    Desweiteren in Umfragen vom Ifo-Institut in denen 10.000 Unternehmen gefragt worden, ob es Lieferengpässe bei Vorprodukten gibt, die sie beziehen.
    80% der Firmen haben im Winter über mehrere Monate hinweg erklärt, dass sie Lieferengpässe erleiden. Dieser Wert lag in der gesamten Aufzeichung (30 Jahre) sonst bei maximal 10-20%.

    Aus ökonomischer Sicht bezeichnet man diese Situation als Stagflation. Kurz gesagt beschreibt es, dass der beschränkede Faktor das Angebot und nicht die Nachfrage ist.
     
  2. Energiepreisanstieg
    Im Gegensatz zu den 70er Jahren, als die Energiepreisanstiege als Ursache die Verknappung des Öls hatten, gibt es heute Verknappungen bei alle möglichen Vorprodukten.
    Die Preissteigerung beim Erdöl lagen bei über 300% in der ersten Ölkrise und 200% in der zweiten. Der aktuelle Anstieg liegt bei knapp 200%.
    Er kann deswegen Aussagen, dass vor allem der Energiepreisanstieg für die jetzige Inflation verantworlich ist, nicht nachvollziehen. Es ist ein Teil des Problems, aber nicht das Hauptproblem (Lockdowns & Quarantänemaßnahmen) seiner Meinung nach.
     
  3. Baumboom
    Laut dem Deutschen Wohnimmobilionpreisindex sind die Preise von Reihenhäusern, Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern in den kreisfreien Städten und Landkreisen seit der Lehman Pleite 2008 um 83% gestiegen. In den Mittelstädten um 122% und in den Großstädten um 154%.

    Der Baumboom bedeutet, dass der Bausektor Arbeitskräfte und auch materielle Produktionsfaktoren aus den anderen Sektoren der Wirtschaft abzieht und die Verknappungstendenzen mit verstärkt.
    > Eine hohe Baunachfrage absorbiert Produktionsfaktoren vom Rest der Wirtschaft und treibt dort die Kosten hoch.
     
  4. Exzessive Staatsverschuldung
    Staatsverschuldung äußert sich in einem Nachfrageschub in der Wirtschaft. Die Staatsverschuldung wurde seit 2008 intensiv betrieben um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stabiliseren, in der Annahme, dass es eine keynsianische Unterbeschäftigung gibt (war auch temporär der Fall). Spätestens seit Pandemiebeginn ist dies aber nicht mehr der Fall, sondern das genaue Gegenteil > Stagflation (beschränkender Faktor ist das Angebot und nicht die Nachfrage).

    Schuldenquoten der Nationalstaaten
    Mit dem Maastrichter Vertrag wird in der EU jedes Land dazu gehalten, dass die Schulden relativ zum Bruttoinlandsprodukt nicht über 60% betragen. Eigentlich müsste der Durchschnitt im Euroraum also unter 60% liegen, wenn man diesen Vertrag ernst nehmen würde.

    Deutschland: 71%
    Österreich: 83%
    Eurozone (Durschnitt): 100%
    Frankreich: 115%
    Spanien: 121%
    Italien: 154%
    Griechenland: 203%

    Laut EU Prognosen gehen die Schuldenquoten im Jahr 2023 in allen Ländern runter. (HWS: "Das tun sie immer bei den EU Prognosen, ganz egal wann wir uns das anschauen (😂 im Publikum). Die Realität ist aber in der Regel in der Vergangenheit eine ganz andere gewesen."

    Inzwischen nutzt die EU auch einen Trick in dem sie die Schulden auf EU Ebene aufnimmt, womit sie nicht zu den Staatsschulden zählen. Sie müssen aber trotzdem von den Staaten getragen werden. Für die Schulden haftet jedes einzelne Land der Eurozone, notfalls für alle Schulden alleine. Und weder Deutschland noch Österreich würden zu den Ländern gehören die unterproportionale Teile tragen müssten.

    Hans Werner Sinn vermutet, dass die EU auch immer weiter in die Richtung des Versteckspiels gehen wird und durch geschickte Maßnahmen die Zahlen klein rechnet, obwohl sie steigen.

    Warum das alles eine Rolle spielt?
    Er geht noch wesentlich ausführlicher auf das Thema ein, aber um es zu versuchen zusammenzufassen ist ein grundlegendes Problem an der Staatsverschuldung, dass es alles Nachfrage nach Gütern des Sozialproduktes ist, für die das Angebot (aktuell) fehlt. Die Ressourcen, die die Staaten jetzt für ihre Zwecke (Umwelt, Infrastruktur usw.) beanspruchen, werden anderen Verwendungen entzogen. Sie könnten über steigende Zinsen entzogen werden, was womöglich andere Sektoren vom Investieren abhalten würde, aber das passiert nicht. Und wenn das nicht passiert, werden andere Nachfrager über die Preise rausgedrängt. Insofern vergrößert die Verschuldungspolitik den Nachfrageüberhang und verstärkt damit den Inflationsdruck.
     
  5. Die Verantwortung der EZB
    Die Zentralbankmenge hat sich seit dem Zeitpunkt unmittelbar vor der Lehman-Krise im Sommer 2008 versiebenfacht von damals 0,88 Bio. € auf 6,1 Bio. €.
    Die Wirtschaft der Eurozone ist zwar leicht gewachsen, aber selbst wenn man das rausrechnet bleibt immer noch eine Versechsfachung relativ zur Wirtschaftsleistung die stattgefunden hat.

    Andere Länder haben das zwar auch so gemacht, aber nicht so exzessiv.
    Zentralbankmenge relativ zum BIP
    Q4 2008: Euroraum (12,1%), USA (11,4%)
    Q4 2021: Euroraum (51,3%), USA (28,8%)

    Dieses neu geschaffene Geld kam zu einem großen Teil in Umlauf durch den Aufkauf von Staatspapieren (PSPP 2.487 Mrd. €; PEPP 1.486 Mrd. €), was laut Aufassung des deutschen Verfassungsgerichtes aufgrund des Masstrichter Vertrages eigentlich verboten ist.

    Die Bereitschaft der EZB, Staatspapiere unbegrenzt zu kaufen, hat die Schuldenneigung der Staaten erhöht und damit die Schuldenorgie befeuert.

    Hans Werner Sinn ist generell der Meinung, dass die EZB entgegen der erklärten Politik der EU-Länder (Stabilitäts- und Wachstumspakt von 1996/97, Maastrichter Vertrag, Stabilitätspakt von 2012) handelt.

    Diese Expansionspolitik hat auch einen ganz direkten Effekt auf die Inflation insofern als ein Zinsunterschied zwischen USA und Europa dazu führt, dass das Anlagekapital in den Dollar wandert. Die Folge daraus ist, dass der Dollar aufwertet während der Euro abwertet und die Importpreise steigen.
     

Selbstversärkungseffekte

  1. Die generelle Instabilität des Preisniveaus

    Ein Preisniveau ist generell instabil und eine kleine Abweichung in eine Richtung erzeugt weitere Abweichung in die selbe Richtung (nach oben wie nach unten).

    Eine Deflation (sinken) der Preise erzeugt die Erwartung, dass sie noch weiter fallen und die Leute horten dann Geld um später zu kaufen, wenn die Waren billiger sind. Und weil sie Geld horten statt Waren zu kaufen, fallen die Preise und je stärker sie fallen, desto mehr horten sie und umso stärker fallen die Preise.

    Eine Inflation führt dazu, dass Güter gekauft und für den späteren Gebrauch gelagert werden, wodurch die Nachfrage nach Gütern und die Inflation steigt. Daraufhin werden noch mehr Güter gehortet usw.

    > Deflation erzeugt Geldhorte, Inflation erzeugt Güterhorte.

  2. Die Preis-Lohn-Spirale
    Gewerkschaften werden die stattgefundene Inflation bei Lohnverhandlungen einfordern um den Reallohn ihrer Mitglieder zu sichern. Die Lohnsteigerungen sind für die Firmen ein erneuter Anlass die Produktpreise zu erhöhen. Außerdem führen Lohnsteigerungen zu Nachfrageerhöhung nach Konsumgütern und treiben auch insofern nochmal die Inflation.

    Zitat

    Hans Werner Sinn (sinngemäß): "Inflation ist wie ein Feuer, welches dazu neigt sich selbst zu verstärken, wenn es mal klein angefangen hat. Aus diesem Grund kann man nicht abwarten, wie es sich entwickelt, sondern muss die Inflation sofort austreten, wenn man sie sieht."

Gefahren einer Inflation

- Lohnbezieher verlieren reales Einkommen bis Lohnanpassungen kommen. Rentner und Sozialleistungsbezieher haben ebenfalls unmittelbare Verluste in gleichem Umfang.
- Sparguthaben und Lebensversicherungsverträge werden entwertet, da sie Nominalwert gesicherte Ansprüche darstellen.
- Die langfristigen Festzinskontrakte (z.B. Hausbau) werden schwierig und verschwinden, wenn die Inflation zunimmt, weil weder der Gläubiger noch der Schuldner weiß auf was er sich da einlässt. Auch langfristige Investitionsprojekte, die auf eine sichere Finanzierung angewiesen sind, können nicht mehr realsiert werden
- Scheingewinn- und Scheinzinsbesteuerung: Beispiel bei 2% Zins und 2% Inflation verlangt der Fiskus Steuern auf die zusätzlichen 2%, obwohl in Wahrheit nichts dazu gekommen ist, da die 2% Inflation genauso viel Vermögen vernichtet haben, wie man an Zinsen bekommen hat.
- Heimliche Progression: Wenn die Preise steigen rutschen alle in höhere Steuerklassen rein und der Staat kriegt einen größeren Prozentsatz der Einkommen.
- Gefährdung der Arbeitsteilung: Im Extremfall führt ein Geld, das nicht mehr als Wertaufbewahrungsmittel dient dazu dass sich Naturaltausch entwickelt (Zigaretten, Alkohol etc.).
- Nicht zuletzt spielte die Inflation auch eine nicht unwesentliche Rolle im Machtaufstieg von Hitler.

Die EZB muss reagieren, sträubt sich aber
Bei der EZB sucht man währenddessen nach Argumenten für das Nichtstun:
Christine Largade, 7. Februar 2022: "Wenn wir nun geldpolitische Maßnahmen ergreifen würden, indem wir die Wertpapierkäufe schrittweise zurückfahren und die Zinssätze rasch anheben, würde sich das sofort auf die Energiepreise auswirken? Ich glaube nicht."

Hans Werner Sinn: "Dabei ist der Effekt unmittelbar und hart und sofort vorhanden, weil wenn sie die Zinsen erhöht, wird der Euro aufgewertet und die Energiepreise gehen zurück, sofort. Wie kann die Präsidentin der europäischen Zentralbank so einen Unsinn von sich geben? Es ist doch offenkundig, dass sie einen unmittelbaren Effekt auf die Energiepreise hat über den Wechselmechanismus. Ich verstehe das nicht, wie das durchgehen kann. Und die Öffentlichkeit nimmt das so als sei das normal und richtig."

Die EZB hat nur eine einzige Aufgabe, die vorrangig ist. Sie muss Preisstabilität gewährleisten und darf keine Kompromisse mit anderen Zielen eingehen.
Artikel 127 AEUV: "Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten."

Aus volkswirtschaftlicher Sicht zeigt sich die Situation in etwa so: In einer Stagflation ist das Angebot plötzlich kleiner als die Nachfrage und es entsteht ein Nachfrageüberhang, welcher sich in einer Inflation (steigende Preise) entlädt. Die EZB sollte (über eine kontraktive Geld- und/oder Fiskalpolitik) die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nun bremsen, z.B. über eine Zinssteigerung. Dann würde es nicht zu dieser Inflation kommen und es wären auch keinerlei negative Wirkungen auf den Rest der Wirtschaft da, weil die Nachfrage nicht der beschränkede Faktor ist.

HWS: "Es ist völlig harmlos das zu machen, aber es wird nicht gemacht. Ich glaube auch es wird einfach nicht passieren, weil die Länder des Mittelmeerraums, die hoch verschuldet sind in Schwierigkeiten kämen, wenn jetzt steigende Zinsen zu zahlen wären.
Das ist gar keine Geldpolitik, die dem Ziel der Preisstabilität dient, sondern einfach der Versuch überschuldete Staaten zu retten. Und das vergrößert aus politischen Gründen die Inflationsgefahr noch mehr für die Zukunft."
 

Zitat

Memorandum on the ECB's Monetary Policiy (4. Oktober 2019): "Es erhärtet sich immer mehr der Verdacht, dass hinter dieser Maßnahme (dem Kauf der Staatspapiere), die Absicht steht, hochverschuldete Regierungen vor einem Zinsanstieg zu schützen."

Weitere Inflationsschübe schon absehbar
- Durch die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland um 25% schiebt sich die ganze Lohnskala von unten hoch, weil die Lohnabstände ja irgendwie eingehalten werden müssen > ein unmittelbarer direkter Inflationsschub
- Demographische Krise
- Energiewende

Immer die gleiche Geschichte
Zum Abschluss zitiert Hans Werner Sinn eine passende Rede von Nicolaus Copernicus, die er vor genau 500 Jahren im März 1522 vor dem preußischen Landtag vortrug. Er betont dabei die Inflationsgefahren und prangerte die Fürsten an, die diese Inflation durch ihre lockere Geldpolitik ermöglicht haben.
 

Zitat

Das größte Gebrechen und der unerträglichste Irrtum ist es, wenn der Landesherr...aus der Münzprägung einen Gewinn zu ziehen sucht, indem er nämlich der bisherigen Münze eine neue zur Seite stellt, die im Material oder im Gewicht mangelhaft ist, und doch mit der alten gleichgesetzt wird. …

Dieses Übel verwüstet die Bewertung der Münze ebenso wie Rost oder Unkraut das Getreide. Wenn es überhandgenommen hat und zu spät entdeckt worden ist, kann es der Herr nicht ohne Mühe und nicht ohne erneute Belastung seiner Untertanen beseitigen und erst recht nicht ohne Unglimpf, da er ja selbst die Ursache dafür gesetzt hat.”

 


Am Ende gab es noch einige Zuschauer Fragen, die er beanwortete.
 

Zitat

Wie sehen sie das Thema Lastenausgleich?
HWS: Man kann die Inflation selber als Lastenausgleich interpretieren und viele tun das so. Es gibt ja die Auffassung, dass man eine Inflation braucht um die überschuldeten/armen Länder der Eurozone “zu retten”.
Das ist ein Motiv das immer wieder vorgetragen wird. Das sagt die EZB nicht direkt (darf sie auch gar nicht), aber im Umkreis der Geldpolitik gibt es immer viele Stimmen die sich so äußern.
Das vorherige Direktorium der EZB hat schon Stellungnahmen in dieser Richtung gebracht. Also das die fehlende Inflation eben schon auch ein Thema für die überschuldeten Länder ist.
Und es ist ja klar, Inflation hilft den Schuldenstaaten. Warum? Die Schulden werden ja nicht weniger, aber ihre Bedeutung fällt, weil mit der Inflation die Einkommen, Steuereinnahmen und das Budgetvolumen steigen während die Schulden in Vergessenheit geraten, relativ werden sie immer weniger. Deswegen ist eine Inflationspolitik eine Politik zur Belastung der Gläubiger und zur Rettung der Schuldner. 
Es ist allerdings nach den Statuten des Eurosystems und der EU nicht legitim, denn das müssten ja die Parlamente beschließen, wenn man solch eine Politik macht.

weitere Ausführungen zur EZB und ihrer Politik nachdem jemand sein Unverständnis für das (Nicht)Handeln äußerte
HWS: Das kann eben der Wunsch sein, dass man irgend einen Lastenausgleich in Europa erreichen möchte, ohne das zu sagen. Ich kann das auch nur vermuten und nicht beweisen. Ich weiß aber das es viele Ökonomen gibt, die sich so äußern und schon immer geäußert haben.

Es gibt hier halt eine unterschiedliche Sichtweise. Die mediterranen Länder haben immer die Scala mobile (Lohngleitklausel) im Kopf gehabt. Wir haben immer das Prinzip in Deutschland Mark gleich Mark gehabt. Es wurde zwar auch nicht so richtig eingehalten, aber vom Wunsch her war es schon die Vorstellung und diese beiden Philosophien über die Art wie man den Euro betreibt stehen gegeneinander.
Die Länder im Süden haben in der Vergangenheit es immer wieder geschafft den wachsenden Staatsschulden wegzulaufen durch eine Inflation und sie finden, dass es das Natürlichste von der Welt ist, es jetzt auch zu probieren. Leider ist da dieser dumme Maastrichter Vertrag der Preisstabilität als vorrangiges Ziel definiert.
Die EZB hat schon lange versucht die Preisstabilität von ihrer mathematischen Bedeutung zu lösen und zu sagen, dass statt dem was Preisstabilität normalerweise bedeutet (0% Inflation), jetzt 2% Preistabilität ist. Dann hieß es ursprünglich wir wollen knapp unter 2% kommen. Im letzten Jahr hat sie dann das symmetrische Preisziel eingeführt und es kann auch mal ein paar Jahre drüber sein. Also was Preistabilität bedeutet wurde immer weiter aufgeweicht. Zuletzt heißt es jetzt über drei Jahre gemittelt soll die Inflationsrate unter 2% sein. Da man nicht weiß was die Zukunft ist, kann man alles Mögliche behaupten und die vermutete Inflationsrate immer auf einen gewünschten Wert runterdrücken durch eine entsprechende Prognose.

zur Aussage, dass die FED doch sonst immer Vorbild war

HWS: Ja, in der Expansionsphase. Die FED ist restriktiver, weil Amerika in den 70er Jahren schon diese Erfahrungen mit der großen Inflation hatte und dann kam damals 1979 der berühmte neue Notenbankchef Paul Volcker an die Macht, welcher dann sofort eine Gewaltbremsung eingeleitet hat. Er hat die Zinsen am kurzen Ende in der Spitze auf bis zu 20% erhöht um die Wirtschaft abzubremsen. Es gelang ihm sofort die Inflationserwartungen sofort zu zerstören und die Inflation war zu Ende.
Allerdings geht solch eine Gewaltbremsung auch mit Kollateralschäden einher und ein wichtiger Kollateralschaden war die Aufwertung des Dollar. Das hatte zur Folge, dass die Länder der dritten Welt, die in Dollar verschuldet waren plötzlich überschuldet waren und nicht mehr in der Lage waren ihren Schuldendienst zu leisten. Ein Land nach dem anderen purzelte, Mexiko, Peru, Argentinien, Brasilien usw. Das will man nicht wiederholen und deswegen ist die Bereitschaft in Amerika von vorherein stärker da dieses Feuer der Inflation auszutreten.

Während sich in Europa bei der Mehrheit der Mitglieder des EZB Rates nicht diese Vorstellung einer Gefahr mit der Inflation verbindet, sondern eher die Vorstellung einer Lösung von Problemen. Es sind gerade mal die Österreicher und die Deutschen, die hier in Gefahr sind wegen der Erfahrung von vor 100 Jahren.

Auswirkung auf die Aktienmärkte
HWS: Aktien sind ja real gesichert. Die Unternehmenswerte gehen ja mit der Inflation automatisch hoch, selbst wenn real gar nichts passiert. Also würde für sich genommen eine Inflation eine Flucht in die Sachwerte, in die Aktien hervorrufen, mit steigenden Kursen.
Wenn die EZB allerdings die Zinsen erhöht im gleichen Schritt wie die Inflation dann ist es neutral. Nur das wird sie vielleicht nicht tun. Wenn sie es nicht tut, gibt es Aktienkurssteigerungen. Und die Aktien profitieren ja doppelt. Einmal dadurch, dass sie im Wert mit der allgemeinen Inflation zunehmen und zweitens indem sie vielleicht sogar noch überproportional zunehmen insofern als Firmen ja auch verschuldet sein können oder sind, in der Regel. Und die Schuldenlast der Firmen nimmt ab sodass der Aktienkurs sogar noch schneller steigt, als die Inflation, theoretisch.
Aber was langfristig theoretisch der Fall ist, kann durchbrochen werden durch irgendwelche Sondereffekte, die auch ein paar Jahre laufen können. Also es ist jetzt schwer daraus eine Prognose zu machen.

Niedrige Zinsen machen eine Aktienblase, die wir ja jetzt seit 2015 haben. Die Analysten und Investmentbanker der Welt klopfen sich auf die Schulter und sagen “Schaut mal wie toll unser Portfolio sich entwickelt hat”. In Wahrheit war das im Wesentlichen ja eine Fluchtreaktion aus den Festverzinslichen in die Aktien und solch eine Fluchtreaktion kann ja nicht dauerhaft stattfinden.

Ist es überhaupt möglich, gibt es eine politisch unabhängige Zentralbank und wenn ja wie müsste sie abweichend organisiert und reguliert werden?
HWS: Gute Frage, ja. Das war so die deutsche Vorstellung man könnte eine unabhängige Zentralbank schaffen. Vielleicht war die Bundesbank relativ unabhängig.
In Wahrheit hat man eine Institution mit diktatorischen Vollmachten geschaffen, die tun kann was sie will und die durch ihre Maßnahmen immer wieder an die Grenzen des Mandats der Verträge geht oder darüber hinaus, wie das deutsche Verfassungsgericht ja mehrfach in Urteilen festgestellt hat.
Also es gibt keine wirkliche Unabhängigkeit. Irgendwer muss ja die Zentralbankgouverneure ernennen und wenn sie jünger sind hoffen sie ja auf eine Karriere im Anschluss. Nur ältere Mitglieder im EZB Rat können hier unabhängig agieren.


 

Wäre ein Ende der Nullzinspolitik der EZB gleichbedeutend mit einem Zerfall des Euro?
HWS: Nein, das glaube ich nicht. Ein Ende der Nullzinspolitik wird den Ruf nach Transfers in der Eurozone verstärken, weil die Länder, die dann höhere Zinslasten haben und ihr Budget anderweitig einschränken müssen da sicherlich entsprechende Forderungen stellen werden.
Ich glaube auch nicht dass diese ganzen Schwierigkeiten im Euro System die wir hatten dann automatisch auf den Crash hinauslaufen. Ich bin also kein Crash Philosoph, wenn sie so wollen, sondern habe immer gemeint, auch in den vergangen Jahren, dass man schon ein Weg findet. Aber der Weg ist nicht gut, weil er darin besteht dass immer mehr fiskalische Transfers erzwungen werden zur Rettung der Länder die nicht mehr zurecht kommen in diesem System und das ist auch nicht gut.
Man kann sagen, dass es ein Nullsummenspiel ist (die einen gewinnen was, die anderen verlieren was), aber das ist es nicht, weil das ganze Eurosystem gelähmt wird durch so eine Transferwirtschaft. Wenn zum Beispiel der Mittelmeerraum permanent am Tropf des Nordens hängt, dann wird er wie der italienische Mezzogiorno in Italien. Das heißt diese Transfers erhalten ein Lohnniveau aufrecht, dass der Produktivität gar nicht entspricht und die kommen nie wieder auf den grünen Zweig. Das verselbständigt sich ewig und man legt Teile der europäischen Volkswirtschaft dann lahm durch solche Transfers. Man nennt das holländische Krankheit. Holland hatte in den 60er Jahren Gas gefunden, viel Geld aufgenommen, den Staatssektor aufgebläht, Löhne hoch, Industrie kaputt. Das viele Geld hat zwar den Lebensstandard vergrößert, aber die Wettbewerbsfähigkeit aus genau dem gleichen Grund unterminiert.
Und das kann man schaffen durch ein Transfersystem in Europa. Schade ist es eben wenn dieses Transfersystem erzwungen wird durch die Maßnahmen der europäischen Zentralbank und nicht etwa umgekehrt durch Meinungen und Präferenzen der Politiker. Die können das ja beschließen wenn sie es wollen, aber es ist nicht Sache der europäischen Zentralbank Politiken zu machen, die zum Schluss gar nichts anderes mehr übrig lassen als ein Transfersystem zu errichten, denn das ist eine Umkehrung des Demokratieprinzips. Eine geldpolitische Dominanz der Fiskalpolitik. Die Geldpolitik geht in Vorlage und die Parlamente können eigentlich nur noch folgen, wenn sie nicht ein großes Unglück vermeiden wollen.

 

Müsste sich die Inflation nicht wieder einpendeln wenn eine der Hauptursachen (Lieferengpässe durch Schiffsquarantäne-Vorschriften) sich normalisiert?
Der Anstoß als solcher wird verschwinden wenn die Epidemie sich auflöst. Dann gibt es diese Lieferengpässe nicht mehr und die Frachtraten werden auch wieder runter gehen und es ist gut.
Nur es gibt ja auch Selbstverstärkungseffekte, sodass ein Anstoß zu immer mehr Feuer führt, weil die Selbstverstärkungseffekte sich verselbständigen. Lohn-Preis-Spirale, Hamsterkäufe das sind die beiden unmittelbaren Selbstverstärkungseffekte und das haben wir empirisch in den 70er Jahren gesehen und das ist einfach so.
Eigentlich spricht es dafür, dass es so Wellen gibt, ähnlich wie bei Corona. Aus ihrem Grunde könnte man vermuten, dass die erste Inflationswelle jetzt irgendwann vorbei ist. Nicht dieses Jahr so schnell wie man dachte, vielleicht nächstes Jahr, aber die Anschlusseffekte kommen dann und überlagern sich und machen schon wieder die nächste Welle.

Das Preisniveau ist inhärent instabil. Deswegen muss man es konstant halten. Abweichungen nach oben führen zur Hortung von Gütern und zu Lohn-Preis-Spiralen und verstärken die Inflation. Abweichungen nach unten führen zur Hortung von Geld und wir kommen in eine Stagnation in Unternachfrage mit weiter fallenden Preisen.
Das ist der Grund weshalb im Maastrichter Vertrag sehr weise das Preisstabilitätsziel als kompromissloses und einziges vorrangiges Ziel in einer lexiographischen Präferenzordnung der EZB aufgetragen wurde.
Andere Zentralbanken haben das nicht. Die FED darf also an die Beschäftigung denken und das wirtschaftliche Wachstum berücksichtigen und muss nicht nur die Inflation im Auge haben. Die EZB darf das nicht, also nur in dem Maße wie kein Konflikt mit dem primären Ziel besteht. Der besteht aber immer.

 

 

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vor 7 Stunden schrieb Osho:

Ozone hatte es schon im Prognosethread verlinkt 🙏, aber hier passt es ja auch perfekt rein.
 

Ein recht langes, aber lohnenswertes Video. Ich habe mir mal ein paar Notizen rausgeschrieben, da mein Verständnis vom Thema relativ begrenzt ist. Es gibt eine gute Beschreibung der aktuellen Situation & ihrer Ursachen, der vergangenen Entwicklung, der EZB Politik und weiterer Gefahren. Soweit ich das mit meinem begrenztem Wissen beurteilen kann. 😅

Befund
Inflation der Konsumgüterpreise (Stand Februar 2022)
Deutschland: 5,1%(ähnliche Werte gab es zuletzt zur Zeit der Vereinigung)
Eurozone: 5,8% (höchster Wert der letzten 30 Jahre)
USA: 7,5% (höchster Wert der letzten 30 Jahre)

Innerhalb des Euroraums gibt es Unterschiede, aber alle Länder sind mehr oder weniger betroffen. Angefangen von Frankreich (3,3%), Portugal (3,4%), Finnland & Malta (4,1%) bis hin zu Belgien (8,5%), Estland (11%) und Litauen 12,3%.

Danach wirft er einen Blick auf die Inflation der gewerblichen Erzeugerpreise (Zwischenprodukte zur Weiterverarbeitung etc.), welche oftmals schon vorher als die Endprodukte (Konsumgüter) steigen.

Inflation der gewerblichen Erzeugerpreise
Deutschland: 25%

Der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen (1950). 1951 lag der Wert bei knapp unter 23% und während der Ölkrisen in den 70er Jahren lag dieser Wert lediglich bei knapp 15%. Er betonte hier nochmal das dieser Wert mehr als das Zehnfache vom 2% Limit/Ziel von der EZB beträgt. 😂
Andere Länder: Frankreich (22,2%), Finnland (22,4%), Österreich (23,8%), Italien (27,8%), Niederlande (29,1%), Spanien (36%)

Wie ist der Zusammenhang zwischen gewerblichen Erzeugerpreisen und Endproduktpreisen?
Im Mittel überträgt sich die Inflation der gewerblichen Erzeugerpreise nach ca. 3 Monaten zu etwa 40% in die Inflation der Konsumentenpreise.

Wie ist es dazu gekommen?

  1. Lockdowns und Quanratäne: Der aktue Anlass
    Besonders die Hafensperrungen in China und anderswo haben das Angebot an Waren beschränkt. Im Wesentlichen bei Zwischenprodukten, da Firmen nicht die Vorprodukte bekamen, die sie brauchten um ihre eigenen Güter herzustellen und weiterzuverkaufen.

    Ein beschränkendes Angebot bei unveränderter Nachfrage führt zu einem Nachfrageüberhang über das Angebot, welcher automatisch zu Preissteigerungen führt.    > Die Firmen sehen lange Warteschlangen nach ihren Produkten und sind geneigt daraus Gewinn zu schlagen durch Preiserhöhungen.

    Es gibt weltweite Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten (Stahl, Holz, Chips, Magnesium, Aluminium).

    Absehen kann man diese Entwicklung zum Beispiel am Freightos Baltic Index (Containerfrachtpreisindex), welcher um den Faktor 8 von ~1.200$ auf über 10.000$ gestiegen ist zwischen August 2019 und 2021. Im Februar 2022 lag dieser Wert immer noch bei 9.789$.
    Desweiteren in Umfragen vom Ifo-Institut in denen 10.000 Unternehmen gefragt worden, ob es Lieferengpässe bei Vorprodukten gibt, die sie beziehen.
    80% der Firmen haben im Winter über mehrere Monate hinweg erklärt, dass sie Lieferengpässe erleiden. Dieser Wert lag in der gesamten Aufzeichung (30 Jahre) sonst bei maximal 10-20%.

    Aus ökonomischer Sicht bezeichnet man diese Situation als Stagflation. Kurz gesagt beschreibt es, dass der beschränkede Faktor das Angebot und nicht die Nachfrage ist.
     
  2. Energiepreisanstieg
    Im Gegensatz zu den 70er Jahren, als die Energiepreisanstiege als Ursache die Verknappung des Öls hatten, gibt es heute Verknappungen bei alle möglichen Vorprodukten.
    Die Preissteigerung beim Erdöl lagen bei über 300% in der ersten Ölkrise und 200% in der zweiten. Der aktuelle Anstieg liegt bei knapp 200%.
    Er kann deswegen Aussagen, dass vor allem der Energiepreisanstieg für die jetzige Inflation verantworlich ist, nicht nachvollziehen. Es ist ein Teil des Problems, aber nicht das Hauptproblem (Lockdowns & Quarantänemaßnahmen) seiner Meinung nach.
     
  3. Baumboom
    Laut dem Deutschen Wohnimmobilionpreisindex sind die Preise von Reihenhäusern, Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern in den kreisfreien Städten und Landkreisen seit der Lehman Pleite 2008 um 83% gestiegen. In den Mittelstädten um 122% und in den Großstädten um 154%.

    Der Baumboom bedeutet, dass der Bausektor Arbeitskräfte und auch materielle Produktionsfaktoren aus den anderen Sektoren der Wirtschaft abzieht und die Verknappungstendenzen mit verstärkt.
    > Eine hohe Baunachfrage absorbiert Produktionsfaktoren vom Rest der Wirtschaft und treibt dort die Kosten hoch.
     
  4. Exzessive Staatsverschuldung
    Staatsverschuldung äußert sich in einem Nachfrageschub in der Wirtschaft. Die Staatsverschuldung wurde seit 2008 intensiv betrieben um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stabiliseren, in der Annahme, dass es eine keynsianische Unterbeschäftigung gibt (war auch temporär der Fall). Spätestens seit Pandemiebeginn ist dies aber nicht mehr der Fall, sondern das genaue Gegenteil > Stagflation (beschränkender Faktor ist das Angebot und nicht die Nachfrage).

    Schuldenquoten der Nationalstaaten
    Mit dem Maastrichter Vertrag wird in der EU jedes Land dazu gehalten, dass die Schulden relativ zum Bruttoinlandsprodukt nicht über 60% betragen. Eigentlich müsste der Durchschnitt im Euroraum also unter 60% liegen, wenn man diesen Vertrag ernst nehmen würde.

    Deutschland: 71%
    Österreich: 83%
    Eurozone (Durschnitt): 100%
    Frankreich: 115%
    Spanien: 121%
    Italien: 154%
    Griechenland: 203%

    Laut EU Prognosen gehen die Schuldenquoten im Jahr 2023 in allen Ländern runter. (HWS: "Das tun sie immer bei den EU Prognosen, ganz egal wann wir uns das anschauen (😂 im Publikum). Die Realität ist aber in der Regel in der Vergangenheit eine ganz andere gewesen."

    Inzwischen nutzt die EU auch einen Trick in dem sie die Schulden auf EU Ebene aufnimmt, womit sie nicht zu den Staatsschulden zählen. Sie müssen aber trotzdem von den Staaten getragen werden. Für die Schulden haftet jedes einzelne Land der Eurozone, notfalls für alle Schulden alleine. Und weder Deutschland noch Österreich würden zu den Ländern gehören die unterproportionale Teile tragen müssten.

    Hans Werner Sinn vermutet, dass die EU auch immer weiter in die Richtung des Versteckspiels gehen wird und durch geschickte Maßnahmen die Zahlen klein rechnet, obwohl sie steigen.

    Warum das alles eine Rolle spielt?
    Er geht noch wesentlich ausführlicher auf das Thema ein, aber um es zu versuchen zusammenzufassen ist ein grundlegendes Problem an der Staatsverschuldung, dass es alles Nachfrage nach Gütern des Sozialproduktes ist, für die das Angebot (aktuell) fehlt. Die Ressourcen, die die Staaten jetzt für ihre Zwecke (Umwelt, Infrastruktur usw.) beanspruchen, werden anderen Verwendungen entzogen. Sie könnten über steigende Zinsen entzogen werden, was womöglich andere Sektoren vom Investieren abhalten würde, aber das passiert nicht. Und wenn das nicht passiert, werden andere Nachfrager über die Preise rausgedrängt. Insofern vergrößert die Verschuldungspolitik den Nachfrageüberhang und verstärkt damit den Inflationsdruck.
     
  5. Die Verantwortung der EZB
    Die Zentralbankmenge hat sich seit dem Zeitpunkt unmittelbar vor der Lehman-Krise im Sommer 2008 versiebenfacht von damals 0,88 Bio. € auf 6,1 Bio. €.
    Die Wirtschaft der Eurozone ist zwar leicht gewachsen, aber selbst wenn man das rausrechnet bleibt immer noch eine Versechsfachung relativ zur Wirtschaftsleistung die stattgefunden hat.

    Andere Länder haben das zwar auch so gemacht, aber nicht so exzessiv.
    Zentralbankmenge relativ zum BIP
    Q4 2008: Euroraum (12,1%), USA (11,4%)
    Q4 2021: Euroraum (51,3%), USA (28,8%)

    Dieses neu geschaffene Geld kam zu einem großen Teil in Umlauf durch den Aufkauf von Staatspapieren (PSPP 2.487 Mrd. €; PEPP 1.486 Mrd. €), was laut Aufassung des deutschen Verfassungsgerichtes aufgrund des Masstrichter Vertrages eigentlich verboten ist.

    Die Bereitschaft der EZB, Staatspapiere unbegrenzt zu kaufen, hat die Schuldenneigung der Staaten erhöht und damit die Schuldenorgie befeuert.

    Hans Werner Sinn ist generell der Meinung, dass die EZB entgegen der erklärten Politik der EU-Länder (Stabilitäts- und Wachstumspakt von 1996/97, Maastrichter Vertrag, Stabilitätspakt von 2012) handelt.

    Diese Expansionspolitik hat auch einen ganz direkten Effekt auf die Inflation insofern als ein Zinsunterschied zwischen USA und Europa dazu führt, dass das Anlagekapital in den Dollar wandert. Die Folge daraus ist, dass der Dollar aufwertet während der Euro abwertet und die Importpreise steigen.
     

Selbstversärkungseffekte

  1. Die generelle Instabilität des Preisniveaus

    Ein Preisniveau ist generell instabil und eine kleine Abweichung in eine Richtung erzeugt weitere Abweichung in die selbe Richtung (nach oben wie nach unten).

    Eine Deflation (sinken) der Preise erzeugt die Erwartung, dass sie noch weiter fallen und die Leute horten dann Geld um später zu kaufen, wenn die Waren billiger sind. Und weil sie Geld horten statt Waren zu kaufen, fallen die Preise und je stärker sie fallen, desto mehr horten sie und umso stärker fallen die Preise.

    Eine Inflation führt dazu, dass Güter gekauft und für den späteren Gebrauch gelagert werden, wodurch die Nachfrage nach Gütern und die Inflation steigt. Daraufhin werden noch mehr Güter gehortet usw.

    > Deflation erzeugt Geldhorte, Inflation erzeugt Güterhorte.

  2. Die Preis-Lohn-Spirale
    Gewerkschaften werden die stattgefundene Inflation bei Lohnverhandlungen einfordern um den Reallohn ihrer Mitglieder zu sichern. Die Lohnsteigerungen sind für die Firmen ein erneuter Anlass die Produktpreise zu erhöhen. Außerdem führen Lohnsteigerungen zu Nachfrageerhöhung nach Konsumgütern und treiben auch insofern nochmal die Inflation.

Gefahren einer Inflation

- Lohnbezieher verlieren reales Einkommen bis Lohnanpassungen kommen. Rentner und Sozialleistungsbezieher haben ebenfalls unmittelbare Verluste in gleichem Umfang.
- Sparguthaben und Lebensversicherungsverträge werden entwertet, da sie Nominalwert gesicherte Ansprüche darstellen.
- Die langfristigen Festzinskontrakte (z.B. Hausbau) werden schwierig und verschwinden, wenn die Inflation zunimmt, weil weder der Gläubiger noch der Schuldner weiß auf was er sich da einlässt. Auch langfristige Investitionsprojekte, die auf eine sichere Finanzierung angewiesen sind, können nicht mehr realsiert werden
- Scheingewinn- und Scheinzinsbesteuerung: Beispiel bei 2% Zins und 2% Inflation verlangt der Fiskus Steuern auf die zusätzlichen 2%, obwohl in Wahrheit nichts dazu gekommen ist, da die 2% Inflation genauso viel Vermögen vernichtet haben, wie man an Zinsen bekommen hat.
- Heimliche Progression: Wenn die Preise steigen rutschen alle in höhere Steuerklassen rein und der Staat kriegt einen größeren Prozentsatz der Einkommen.
- Gefährdung der Arbeitsteilung: Im Extremfall führt ein Geld, das nicht mehr als Wertaufbewahrungsmittel dient dazu dass sich Naturaltausch entwickelt (Zigaretten, Alkohol etc.).
- Nicht zuletzt spielte die Inflation auch eine nicht unwesentliche Rolle im Machtaufstieg von Hitler.

Die EZB muss reagieren, sträubt sich aber
Bei der EZB sucht man währenddessen nach Argumenten für das Nichtstun:
Christine Largade, 7. Februar 2022: "Wenn wir nun geldpolitische Maßnahmen ergreifen würden, indem wir die Wertpapierkäufe schrittweise zurückfahren und die Zinssätze rasch anheben, würde sich das sofort auf die Energiepreise auswirken? Ich glaube nicht."

Hans Werner Sinn: "Dabei ist der Effekt unmittelbar und hart und sofort vorhanden, weil wenn sie die Zinsen erhöht, wird der Euro aufgewertet und die Energiepreise gehen zurück, sofort. Wie kann die Präsidentin der europäischen Zentralbank so einen Unsinn von sich geben? Es ist doch offenkundig, dass sie einen unmittelbaren Effekt auf die Energiepreise hat über den Wechselmechanismus. Ich verstehe das nicht, wie das durchgehen kann. Und die Öffentlichkeit nimmt das so als sei das normal und richtig."

Die EZB hat nur eine einzige Aufgabe, die vorrangig ist. Sie muss Preisstabilität gewährleisten und darf keine Kompromisse mit anderen Zielen eingehen.
Artikel 127 AEUV: "Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten."

Aus volkswirtschaftlicher Sicht zeigt sich die Situation in etwa so: In einer Stagflation ist das Angebot plötzlich kleiner als die Nachfrage und es entsteht ein Nachfrageüberhang, welcher sich in einer Inflation (steigende Preise) entlädt. Die EZB sollte (über eine kontraktive Geld- und/oder Fiskalpolitik) die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nun bremsen, z.B. über eine Zinssteigerung. Dann würde es nicht zu dieser Inflation kommen und es wären auch keinerlei negative Wirkungen auf den Rest der Wirtschaft da, weil die Nachfrage nicht der beschränkede Faktor ist.

HWS: "Es ist völlig harmlos das zu machen, aber es wird nicht gemacht. Ich glaube auch es wird einfach nicht passieren, weil die Länder des Mittelmeerraums, die hoch verschuldet sind in Schwierigkeiten kämen, wenn jetzt steigende Zinsen zu zahlen wären.
Das ist gar keine Geldpolitik, die dem Ziel der Preisstabilität dient, sondern einfach der Versuch überschuldete Staaten zu retten. Und das vergrößert aus politischen Gründen die Inflationsgefahr noch mehr für die Zukunft."
 

Weitere Inflationsschübe schon absehbar
- Durch die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland um 25% schiebt sich die ganze Lohnskala von unten hoch, weil die Lohnabstände ja irgendwie eingehalten werden müssen > ein unmittelbarer direkter Inflationsschub
- Demographische Krise
- Energiewende

Immer die gleiche Geschichte
Zum Abschluss zitiert Hans Werner Sinn eine passende Rede von Nicolaus Copernicus, die er vor genau 500 Jahren im März 1522 vor dem preußischen Landtag vortrug. Er betont dabei die Inflationsgefahren und prangerte die Fürsten an, die diese Inflation durch ihre lockere Geldpolitik ermöglicht haben.
 


Am Ende gab es noch einige Zuschauer Fragen, die er beanwortete.
 

 

Einen herzlichen Dank für Deine Lebenszeit, die Du für Deinen Beitrag gegeben hast. –> DANKE! ;o))

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  • 2 Wochen später...
On 8/4/2021 at 6:40 AM, battlecore said:

Das ist eine From von Manipulation für einen höheren Zweck. Könnte man so nennen.

Es dient eher dazu das Denken anzuregen. Ein Wissen baut auf dem anderen auf, zumindest oft. Und genau das fehlt heutzutage. Etwas aufschnappen in einem Netzwerk und gleich weiterposaunen ist leider ein Regelfall.

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Am 26.3.2022 um 14:43 schrieb Osho:

Ozone hatte es schon im Prognosethread verlinkt 🙏, aber hier passt es ja auch perfekt rein.
 

Ein recht langes, aber lohnenswertes Video. Ich habe mir mal ein paar Notizen rausgeschrieben, da mein Verständnis vom Thema relativ begrenzt ist. Es gibt eine gute Beschreibung der aktuellen Situation & ihrer Ursachen, der vergangenen Entwicklung, der EZB Politik und weiterer Gefahren. Soweit ich das mit meinem begrenztem Wissen beurteilen kann. 😅

Befund
Inflation der Konsumgüterpreise (Stand Februar 2022)
Deutschland: 5,1%(ähnliche Werte gab es zuletzt zur Zeit der Vereinigung)
Eurozone: 5,8% (höchster Wert der letzten 30 Jahre)
USA: 7,5% (höchster Wert der letzten 30 Jahre)

Innerhalb des Euroraums gibt es Unterschiede, aber alle Länder sind mehr oder weniger betroffen. Angefangen von Frankreich (3,3%), Portugal (3,4%), Finnland & Malta (4,1%) bis hin zu Belgien (8,5%), Estland (11%) und Litauen 12,3%.

Danach wirft er einen Blick auf die Inflation der gewerblichen Erzeugerpreise (Zwischenprodukte zur Weiterverarbeitung etc.), welche oftmals schon vorher als die Endprodukte (Konsumgüter) steigen.

Inflation der gewerblichen Erzeugerpreise
Deutschland: 25%

Der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen (1950). 1951 lag der Wert bei knapp unter 23% und während der Ölkrisen in den 70er Jahren lag dieser Wert lediglich bei knapp 15%. Er betonte hier nochmal das dieser Wert mehr als das Zehnfache vom 2% Limit/Ziel von der EZB beträgt. 😂
Andere Länder: Frankreich (22,2%), Finnland (22,4%), Österreich (23,8%), Italien (27,8%), Niederlande (29,1%), Spanien (36%)

Wie ist der Zusammenhang zwischen gewerblichen Erzeugerpreisen und Endproduktpreisen?
Im Mittel überträgt sich die Inflation der gewerblichen Erzeugerpreise nach ca. 3 Monaten zu etwa 40% in die Inflation der Konsumentenpreise.

Wie ist es dazu gekommen?

  1. Lockdowns und Quanratäne: Der aktue Anlass
    Besonders die Hafensperrungen in China und anderswo haben das Angebot an Waren beschränkt. Im Wesentlichen bei Zwischenprodukten, da Firmen nicht die Vorprodukte bekamen, die sie brauchten um ihre eigenen Güter herzustellen und weiterzuverkaufen.

    Ein beschränkendes Angebot bei unveränderter Nachfrage führt zu einem Nachfrageüberhang über das Angebot, welcher automatisch zu Preissteigerungen führt.    > Die Firmen sehen lange Warteschlangen nach ihren Produkten und sind geneigt daraus Gewinn zu schlagen durch Preiserhöhungen.

    Es gibt weltweite Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten (Stahl, Holz, Chips, Magnesium, Aluminium).

    Absehen kann man diese Entwicklung zum Beispiel am Freightos Baltic Index (Containerfrachtpreisindex), welcher um den Faktor 8 von ~1.200$ auf über 10.000$ gestiegen ist zwischen August 2019 und 2021. Im Februar 2022 lag dieser Wert immer noch bei 9.789$.
    Desweiteren in Umfragen vom Ifo-Institut in denen 10.000 Unternehmen gefragt worden, ob es Lieferengpässe bei Vorprodukten gibt, die sie beziehen.
    80% der Firmen haben im Winter über mehrere Monate hinweg erklärt, dass sie Lieferengpässe erleiden. Dieser Wert lag in der gesamten Aufzeichung (30 Jahre) sonst bei maximal 10-20%.

    Aus ökonomischer Sicht bezeichnet man diese Situation als Stagflation. Kurz gesagt beschreibt es, dass der beschränkede Faktor das Angebot und nicht die Nachfrage ist.
     
  2. Energiepreisanstieg
    Im Gegensatz zu den 70er Jahren, als die Energiepreisanstiege als Ursache die Verknappung des Öls hatten, gibt es heute Verknappungen bei alle möglichen Vorprodukten.
    Die Preissteigerung beim Erdöl lagen bei über 300% in der ersten Ölkrise und 200% in der zweiten. Der aktuelle Anstieg liegt bei knapp 200%.
    Er kann deswegen Aussagen, dass vor allem der Energiepreisanstieg für die jetzige Inflation verantworlich ist, nicht nachvollziehen. Es ist ein Teil des Problems, aber nicht das Hauptproblem (Lockdowns & Quarantänemaßnahmen) seiner Meinung nach.
     
  3. Baumboom
    Laut dem Deutschen Wohnimmobilionpreisindex sind die Preise von Reihenhäusern, Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern in den kreisfreien Städten und Landkreisen seit der Lehman Pleite 2008 um 83% gestiegen. In den Mittelstädten um 122% und in den Großstädten um 154%.

    Der Baumboom bedeutet, dass der Bausektor Arbeitskräfte und auch materielle Produktionsfaktoren aus den anderen Sektoren der Wirtschaft abzieht und die Verknappungstendenzen mit verstärkt.
    > Eine hohe Baunachfrage absorbiert Produktionsfaktoren vom Rest der Wirtschaft und treibt dort die Kosten hoch.
     
  4. Exzessive Staatsverschuldung
    Staatsverschuldung äußert sich in einem Nachfrageschub in der Wirtschaft. Die Staatsverschuldung wurde seit 2008 intensiv betrieben um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stabiliseren, in der Annahme, dass es eine keynsianische Unterbeschäftigung gibt (war auch temporär der Fall). Spätestens seit Pandemiebeginn ist dies aber nicht mehr der Fall, sondern das genaue Gegenteil > Stagflation (beschränkender Faktor ist das Angebot und nicht die Nachfrage).

    Schuldenquoten der Nationalstaaten
    Mit dem Maastrichter Vertrag wird in der EU jedes Land dazu gehalten, dass die Schulden relativ zum Bruttoinlandsprodukt nicht über 60% betragen. Eigentlich müsste der Durchschnitt im Euroraum also unter 60% liegen, wenn man diesen Vertrag ernst nehmen würde.

    Deutschland: 71%
    Österreich: 83%
    Eurozone (Durschnitt): 100%
    Frankreich: 115%
    Spanien: 121%
    Italien: 154%
    Griechenland: 203%

    Laut EU Prognosen gehen die Schuldenquoten im Jahr 2023 in allen Ländern runter. (HWS: "Das tun sie immer bei den EU Prognosen, ganz egal wann wir uns das anschauen (😂 im Publikum). Die Realität ist aber in der Regel in der Vergangenheit eine ganz andere gewesen."

    Inzwischen nutzt die EU auch einen Trick in dem sie die Schulden auf EU Ebene aufnimmt, womit sie nicht zu den Staatsschulden zählen. Sie müssen aber trotzdem von den Staaten getragen werden. Für die Schulden haftet jedes einzelne Land der Eurozone, notfalls für alle Schulden alleine. Und weder Deutschland noch Österreich würden zu den Ländern gehören die unterproportionale Teile tragen müssten.

    Hans Werner Sinn vermutet, dass die EU auch immer weiter in die Richtung des Versteckspiels gehen wird und durch geschickte Maßnahmen die Zahlen klein rechnet, obwohl sie steigen.

    Warum das alles eine Rolle spielt?
    Er geht noch wesentlich ausführlicher auf das Thema ein, aber um es zu versuchen zusammenzufassen ist ein grundlegendes Problem an der Staatsverschuldung, dass es alles Nachfrage nach Gütern des Sozialproduktes ist, für die das Angebot (aktuell) fehlt. Die Ressourcen, die die Staaten jetzt für ihre Zwecke (Umwelt, Infrastruktur usw.) beanspruchen, werden anderen Verwendungen entzogen. Sie könnten über steigende Zinsen entzogen werden, was womöglich andere Sektoren vom Investieren abhalten würde, aber das passiert nicht. Und wenn das nicht passiert, werden andere Nachfrager über die Preise rausgedrängt. Insofern vergrößert die Verschuldungspolitik den Nachfrageüberhang und verstärkt damit den Inflationsdruck.
     
  5. Die Verantwortung der EZB
    Die Zentralbankmenge hat sich seit dem Zeitpunkt unmittelbar vor der Lehman-Krise im Sommer 2008 versiebenfacht von damals 0,88 Bio. € auf 6,1 Bio. €.
    Die Wirtschaft der Eurozone ist zwar leicht gewachsen, aber selbst wenn man das rausrechnet bleibt immer noch eine Versechsfachung relativ zur Wirtschaftsleistung die stattgefunden hat.

    Andere Länder haben das zwar auch so gemacht, aber nicht so exzessiv.
    Zentralbankmenge relativ zum BIP
    Q4 2008: Euroraum (12,1%), USA (11,4%)
    Q4 2021: Euroraum (51,3%), USA (28,8%)

    Dieses neu geschaffene Geld kam zu einem großen Teil in Umlauf durch den Aufkauf von Staatspapieren (PSPP 2.487 Mrd. €; PEPP 1.486 Mrd. €), was laut Aufassung des deutschen Verfassungsgerichtes aufgrund des Masstrichter Vertrages eigentlich verboten ist.

    Die Bereitschaft der EZB, Staatspapiere unbegrenzt zu kaufen, hat die Schuldenneigung der Staaten erhöht und damit die Schuldenorgie befeuert.

    Hans Werner Sinn ist generell der Meinung, dass die EZB entgegen der erklärten Politik der EU-Länder (Stabilitäts- und Wachstumspakt von 1996/97, Maastrichter Vertrag, Stabilitätspakt von 2012) handelt.

    Diese Expansionspolitik hat auch einen ganz direkten Effekt auf die Inflation insofern als ein Zinsunterschied zwischen USA und Europa dazu führt, dass das Anlagekapital in den Dollar wandert. Die Folge daraus ist, dass der Dollar aufwertet während der Euro abwertet und die Importpreise steigen.
     

Selbstversärkungseffekte

  1. Die generelle Instabilität des Preisniveaus

    Ein Preisniveau ist generell instabil und eine kleine Abweichung in eine Richtung erzeugt weitere Abweichung in die selbe Richtung (nach oben wie nach unten).

    Eine Deflation (sinken) der Preise erzeugt die Erwartung, dass sie noch weiter fallen und die Leute horten dann Geld um später zu kaufen, wenn die Waren billiger sind. Und weil sie Geld horten statt Waren zu kaufen, fallen die Preise und je stärker sie fallen, desto mehr horten sie und umso stärker fallen die Preise.

    Eine Inflation führt dazu, dass Güter gekauft und für den späteren Gebrauch gelagert werden, wodurch die Nachfrage nach Gütern und die Inflation steigt. Daraufhin werden noch mehr Güter gehortet usw.

    > Deflation erzeugt Geldhorte, Inflation erzeugt Güterhorte.

  2. Die Preis-Lohn-Spirale
    Gewerkschaften werden die stattgefundene Inflation bei Lohnverhandlungen einfordern um den Reallohn ihrer Mitglieder zu sichern. Die Lohnsteigerungen sind für die Firmen ein erneuter Anlass die Produktpreise zu erhöhen. Außerdem führen Lohnsteigerungen zu Nachfrageerhöhung nach Konsumgütern und treiben auch insofern nochmal die Inflation.

Gefahren einer Inflation

- Lohnbezieher verlieren reales Einkommen bis Lohnanpassungen kommen. Rentner und Sozialleistungsbezieher haben ebenfalls unmittelbare Verluste in gleichem Umfang.
- Sparguthaben und Lebensversicherungsverträge werden entwertet, da sie Nominalwert gesicherte Ansprüche darstellen.
- Die langfristigen Festzinskontrakte (z.B. Hausbau) werden schwierig und verschwinden, wenn die Inflation zunimmt, weil weder der Gläubiger noch der Schuldner weiß auf was er sich da einlässt. Auch langfristige Investitionsprojekte, die auf eine sichere Finanzierung angewiesen sind, können nicht mehr realsiert werden
- Scheingewinn- und Scheinzinsbesteuerung: Beispiel bei 2% Zins und 2% Inflation verlangt der Fiskus Steuern auf die zusätzlichen 2%, obwohl in Wahrheit nichts dazu gekommen ist, da die 2% Inflation genauso viel Vermögen vernichtet haben, wie man an Zinsen bekommen hat.
- Heimliche Progression: Wenn die Preise steigen rutschen alle in höhere Steuerklassen rein und der Staat kriegt einen größeren Prozentsatz der Einkommen.
- Gefährdung der Arbeitsteilung: Im Extremfall führt ein Geld, das nicht mehr als Wertaufbewahrungsmittel dient dazu dass sich Naturaltausch entwickelt (Zigaretten, Alkohol etc.).
- Nicht zuletzt spielte die Inflation auch eine nicht unwesentliche Rolle im Machtaufstieg von Hitler.

Die EZB muss reagieren, sträubt sich aber
Bei der EZB sucht man währenddessen nach Argumenten für das Nichtstun:
Christine Largade, 7. Februar 2022: "Wenn wir nun geldpolitische Maßnahmen ergreifen würden, indem wir die Wertpapierkäufe schrittweise zurückfahren und die Zinssätze rasch anheben, würde sich das sofort auf die Energiepreise auswirken? Ich glaube nicht."

Hans Werner Sinn: "Dabei ist der Effekt unmittelbar und hart und sofort vorhanden, weil wenn sie die Zinsen erhöht, wird der Euro aufgewertet und die Energiepreise gehen zurück, sofort. Wie kann die Präsidentin der europäischen Zentralbank so einen Unsinn von sich geben? Es ist doch offenkundig, dass sie einen unmittelbaren Effekt auf die Energiepreise hat über den Wechselmechanismus. Ich verstehe das nicht, wie das durchgehen kann. Und die Öffentlichkeit nimmt das so als sei das normal und richtig."

Die EZB hat nur eine einzige Aufgabe, die vorrangig ist. Sie muss Preisstabilität gewährleisten und darf keine Kompromisse mit anderen Zielen eingehen.
Artikel 127 AEUV: "Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten."

Aus volkswirtschaftlicher Sicht zeigt sich die Situation in etwa so: In einer Stagflation ist das Angebot plötzlich kleiner als die Nachfrage und es entsteht ein Nachfrageüberhang, welcher sich in einer Inflation (steigende Preise) entlädt. Die EZB sollte (über eine kontraktive Geld- und/oder Fiskalpolitik) die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nun bremsen, z.B. über eine Zinssteigerung. Dann würde es nicht zu dieser Inflation kommen und es wären auch keinerlei negative Wirkungen auf den Rest der Wirtschaft da, weil die Nachfrage nicht der beschränkede Faktor ist.

HWS: "Es ist völlig harmlos das zu machen, aber es wird nicht gemacht. Ich glaube auch es wird einfach nicht passieren, weil die Länder des Mittelmeerraums, die hoch verschuldet sind in Schwierigkeiten kämen, wenn jetzt steigende Zinsen zu zahlen wären.
Das ist gar keine Geldpolitik, die dem Ziel der Preisstabilität dient, sondern einfach der Versuch überschuldete Staaten zu retten. Und das vergrößert aus politischen Gründen die Inflationsgefahr noch mehr für die Zukunft."
 

Weitere Inflationsschübe schon absehbar
- Durch die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland um 25% schiebt sich die ganze Lohnskala von unten hoch, weil die Lohnabstände ja irgendwie eingehalten werden müssen > ein unmittelbarer direkter Inflationsschub
- Demographische Krise
- Energiewende

Immer die gleiche Geschichte
Zum Abschluss zitiert Hans Werner Sinn eine passende Rede von Nicolaus Copernicus, die er vor genau 500 Jahren im März 1522 vor dem preußischen Landtag vortrug. Er betont dabei die Inflationsgefahren und prangerte die Fürsten an, die diese Inflation durch ihre lockere Geldpolitik ermöglicht haben.
 


Am Ende gab es noch einige Zuschauer Fragen, die er beanwortete.
 

 

Ein sehr guter Beitrag. Danke!

 

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Am 22.3.2022 um 04:07 schrieb Axiom0815:

Vielleicht für manche zu "trocken". Aber die jenige haben auch argumentiert die MwSt. wäre die Ursache für eine temporäre Inflation.

Was das für den Bitcoin heißt, überlasse ich jeden selbst. 😉

Axiom

 

 

vor 43 Minuten schrieb coinflipper:

Ein sehr guter Beitrag. Danke!

 

Ja, er war auch schon paar Tage vorher im Thread Videos gepostet. Ist ganz interessant auch da mal reinzuschauen. 😉

Zum Schluß wird ja Prof. Sinn in Richtung EZB sehr deutlich. 

Axiom

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Am 4.8.2021 um 09:51 schrieb Aktienspekulaant:

Ich fange mal mit einer These an:
Es wird ja oft behauptet, dass BTC ein Inflationsschutz ist. Meiner Meinung nach ist der BTC diesem Inflationsschutz in den letzten 3 Monaten nicht gerecht geworden: Es existiert eine erhöhte Inflation, aber der Preis des BTC hat mit dieser Erhöhung nicht korreliert. Im Gegenteil: er ist gefallen und zwar wesentlich stärker als die Inflationsraten in USA, Japan, China, Australien und der Euro-Zone.

So richtig als sicherer Hafen  abgekoppelt hat sich BTC immer noch nicht. 

Die Strategen der Bank of America gehen aber davon aus, daß sich BTC auf diesem Feld noch beweisen wird. 

 

... 

Die Analysten sagen, dass eine sich verschlechternde Wirtschaft die Federal Reserve wahrscheinlich dazu zwingen würde, ihre Geldpolitik zu straffen, um die anhaltende Inflation zu kontrollieren, was einen großen Verkaufsdruck auf Aktien und traditionelle Vermögenswerte ausüben könnte.

... 

Berichten zufolge sagt BofA-Chefanlagestratege Michael Hartnett:

„Der ‚Inflationsschock‘ verschlimmert sich, der ‚Zinsschock‘ beginnt gerade, der ‚Rezessionsschock‘ kommt.“

Hartnett fügte hinzu, dass in einem solchen Klima Bargeld, Volatilität, Rohstoffe und Krypto zu den attraktivsten Vermögenswerten für Anleger werden könnten, die sowohl Aktien als auch den Anleihenmarkt überholen könnten.

Im vergangenen Monat sagte Bloombergs leitender Rohstoffstratege Mike McGlone auch , dass eine mögliche Rezession für Bitcoin optimistisch werden könnte. Dem Analysten zufolge wandelt sich BTC von einem risikobehafteten Vermögenswert, der zusammen mit Technologieaktien gehandelt wird, zu einem risikoaversen Vermögenswert, den Anleger in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit zur Wertaufbewahrung nutzen.„Was ich sehe, ist der Wechsel von risk-on zu risk-off. Es könnte 30.000 Dollar erreichen, aber wenn es dorthin geht, stellen Sie sich vor, wo der Aktienmarkt sein wird.Es kann leicht 30 %, 40 % an der Börse korrigieren, das ist in der Geschichte passiert. Dann denke ich, dass Bitcoin die Nase vorn hat.Ich denke immer noch, basierend auf Angebot und Nachfrage und Adoptionstrends ist es nur eine Frage der Zeit, bis es 100.000 US-Dollar erreicht. Dies könnte Teil dieser basenbildenden Periode sein.“

...

https://dailyhodl.com/2022/04/10/us-banking-giant-issues-dire-economic-warning-says-shock-wave-could-send-crypto-and-commodities-soaring-report/

 

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vor 15 Minuten schrieb ratzfatz:

So richtig als sicherer Hafen  abgekoppelt hat sich BTC immer noch nicht. 

Die Strategen der Bank of America gehen aber davon aus, daß sich BTC auf diesem Feld noch beweisen wird. 

 

... 

Die Analysten sagen, dass eine sich verschlechternde Wirtschaft die Federal Reserve wahrscheinlich dazu zwingen würde, ihre Geldpolitik zu straffen, um die anhaltende Inflation zu kontrollieren, was einen großen Verkaufsdruck auf Aktien und traditionelle Vermögenswerte ausüben könnte.

... 

Berichten zufolge sagt BofA-Chefanlagestratege Michael Hartnett:

„Der ‚Inflationsschock‘ verschlimmert sich, der ‚Zinsschock‘ beginnt gerade, der ‚Rezessionsschock‘ kommt.“

Hartnett fügte hinzu, dass in einem solchen Klima Bargeld, Volatilität, Rohstoffe und Krypto zu den attraktivsten Vermögenswerten für Anleger werden könnten, die sowohl Aktien als auch den Anleihenmarkt überholen könnten.

Im vergangenen Monat sagte Bloombergs leitender Rohstoffstratege Mike McGlone auch , dass eine mögliche Rezession für Bitcoin optimistisch werden könnte. Dem Analysten zufolge wandelt sich BTC von einem risikobehafteten Vermögenswert, der zusammen mit Technologieaktien gehandelt wird, zu einem risikoaversen Vermögenswert, den Anleger in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit zur Wertaufbewahrung nutzen.„Was ich sehe, ist der Wechsel von risk-on zu risk-off. Es könnte 30.000 Dollar erreichen, aber wenn es dorthin geht, stellen Sie sich vor, wo der Aktienmarkt sein wird.Es kann leicht 30 %, 40 % an der Börse korrigieren, das ist in der Geschichte passiert. Dann denke ich, dass Bitcoin die Nase vorn hat.Ich denke immer noch, basierend auf Angebot und Nachfrage und Adoptionstrends ist es nur eine Frage der Zeit, bis es 100.000 US-Dollar erreicht. Dies könnte Teil dieser basenbildenden Periode sein.“

...

https://dailyhodl.com/2022/04/10/us-banking-giant-issues-dire-economic-warning-says-shock-wave-could-send-crypto-and-commodities-soaring-report/

 

Ich verlass mich lieber auf die EZB Experten in FAZ Artikeln.

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Ich habe diesen Thread am 4. August 2021 gestartet. Hier mal ein Vergleich von verschiedenen Werten.

BTC-Kurs: 38.386 $, heute: 42.261: Plus 10% (Kurs laut Coingecko)

DAX: 15.692 Punkte, heute: 14.198: Minus 9%

Dow Jones: 35.208 Punkte, heute: 34.721: Minus 1 %

NASDAQ 100: 15.083 Punkte, Heute: 14.327: Minus 5 %

S&P500: 4.402 Punkte, Heute: 4.488: Plus 1,9%

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So mal ein bisschen die Realität zu checken, ist eine gute Idee!

Hier mal ein etwas längerfristiges Beispiel.

Der-Goldpreis-Kruegerrand-Preise-basierend-auf-historischen-Goldpreisen.jpg.7b529f73d1ce3b5b4f3c53d7237c457a.jpg

Hinweis: "Der Goldpreis ist die Fieberkurve des Papiergeldes" und wird seit je her manipuliert. Eins als Verschwörungstheorie gebranntmarkt, sind inzwischen zig Großbanken hierzu verurteilt worden.

Der Weg ist immer über das Papiergold. 

Jetzt erleben wir gerade in der EU den Staatsbitcoin einzuführen, also Bitcoin durch Dritte verwaltet und man kann sie nicht mehr selber (auf seiner eigenen Wallet) ziehen. Eine Uridee von Bitcoin, ohne Vertrauen auf einen Mittelsmann zu funktionieren. 

Axiom

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