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Warum Bitcoin das Weltgeld wird


Eddi

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Warum Bitcoin das Weltgeld wird

 

Warum überhaupt etwas zu Geld wird.

 

Geld ist keine Erfindung in dem Sinne, wie etwa das Rad oder Pfeil und Bogen. Das sind Einzelleistungen von steinzeitlichen Genies des Kalibers Einsteins, Edisons und Teslas. Geld entsteht praktisch von selbst, überall dort wo getauscht und gehandelt wird. Es wird einfach aus einer Notwendigkeit heraus geboren, also ständig immer wieder erfunden. Genauer gesagt: Gefunden.

 

Hatte der steinzeitliche Klingenschläger, also der ganz frühe Schmied, bereits genügend gesammelte Vogeleier, konnte der Vogeleiersammler an diesem Tag kein neues Messer kaufen. Aus dieser Problematik heraus erwächst die Bereitschaft - bei jedem - ein Zwischentauschmittel zu akzeptieren.

 

Welches Gut nun als Zwischentauschmittel benutzt werden kann, hängt von dessen Eigenschaften ab. Es muss selten und oder nur schwer erzeugbar sein. Es muss haltbar und handhabbar sein, also teilbar und transportable.

 

In einer Agrar-Gesellschaft, wie in der Jungsteinzeit, kam man da schnell auf Getreide und vor allem Vieh. Eine Kuh oder Hühner konnte man jederzeit beim Schamarmen, Töpfer oder jedem Bauern eintauschen. Wer viel Vieh hatte, war sehr reich. Dieses Geld nennt sich Naturalgeld und das gibt es bis heute, sogar in Industriegesellschaften. Nur statt Ochs und Esel ist das jetzt Ferrari und Mercedes.

 

Naturalgeld hat aber auch schwere Nachteile. Den Weizen fressen die Mäuse, das Vieh macht viel Arbeit, stirbt und an Fernhandel ist nicht zu denken. Daraus ergibt sich die immerwährende Suche nach dem am besten geeigneten Zwischentauschmittel. Da jeder, bewusst oder unbewusst, von dem Zwischentauschmittel, das er akzeptiert, Geldeigenschaften voraussetzt, findet eine strenge Auswahl des einen Gutes statt, das von den allermeisten als Gegenleistung für ihre Ware, Dienstleistung oder anderes Geld, angenommen wird.

 

Welches Gut das beliebteste sein wird, entscheidet einzig das Vertrauen der Massen. Mit was wurde nicht schon alles bezahlt? Schneidezähne von Hunden, blonden Frauenhaaren und Muscheln im Landesinnern sind nur ein paar Beispiele. Es hat schon seinen Grund, warum gediegenes Metall und Waffenklingen bereits in der Steinzeit das erste überregionale Geld wurden.

 

Speerspitzen aus Obsidian waren ein Vermögen wert. Aus dem Vulkanglas kann man extrem scharfe Klingen fertigen, so scharf, dass heute noch Messer daraus gefertigt werden. Eine solche Klinge ging in einen Mammut wie in Butter und bereits eine Klinge tief im Fleisch des Tieres war dessen Ende. Es verblutete eher früher als später, weil die Klinge bei jeder Bewegung weiteres Gewebe zerschnitt. Das machte die Obsidianklinge für Jäger hunderfach wertvoller, als eine Feuersteinklinge, die meist schon im Pelz des Tiers stecken blieb.

 

Steinzeitliche Hightech-Produkte verloren aber sehr schnell an wert, als Metalle in größeren Mengen aufkamen. Vermutlich haben Töpfer erkannt, dass man mit ihrer Technik leicht Gold schmelzen und gießen kann und dass es noch andere Metalle gibt, die aus bestimmten Mineralien mit Feuer gewonnen werden können. Neugier dürfte zu unzähligen Versuchen geführt haben und bald waren auch Legierungen gefunden, die die Eigenschaften der Metalle erheblich verbesserten. Bronze wurde eher schon entwickelt, als entdeckt. Fakt ist, dass das Metall eine Zeitenwende verursachte, die auch das Bezahlen veränderte. Metalle haben bis heute einen erheblichen Materialwert. Das machte gewogenes Metall sehr früh und sehr schnell zum Geld. Allen vornan Gold und Silber, aber auch Kupfer und Zinn.

 

Mit Erlangen der Fähigkeit, Eisen gewinnen zu können, verlor allerdings Bronze seinen Wert als Gebrauchsmetall. Eisen ließ sich viel bessere Eigenschaften durch Legieren und Bearbeiten verleihen, als das mit Bronze überhaupt möglich ist. Und: Eisenerz gibt es fast überall in fast unbegrenzten Mengen. Der Energiebedarf begrenzt, damals wie heute, die Eisenproduktion. Eisen war aber so begehrt, dass Europa mehrfach abgeholzt wurde, um die Holzkohle für die Schmelzöfen zu liefern. Aus Bronze wurde statt Waffen nun Gebrauchsgegenstände und Schmuck für Wenigerbetuchte, aber es blieb relativ selten und damit auch Zahlungsmittel.   

 

 

Was war das besondere an Münzen?

 

Dieses überaus nützliche Tauschmittel wurde nicht einmal als Geld, also als allgemein anerkanntes Zahlungsmittel, erfunden. Münzen waren ursprünglich gar kein Geld. Die flach geschlagenen Metallstücke waren mal Opfergaben für religiöse Zwecke. Somit kamen aber große Teile der Bevölkerung mit den kleinen runden Metallstücken in Berührung, weil sie von vielen für regelmäßige Opfergaben benötigt wurden. Von da an war es nur noch ein ganz kleiner Schritt, die Münzen nicht nur zu kaufen, um sie zu spenden, sondern auch für seine Arbeit anzunehmen, um sie wieder einzutauschen. Die Seltenheit, Handhabbarkeit und vor allem Haltbarkeit war unschlagbar. Um Nachahmern das Handwerk zu vermiesen, wurde flux ein Löwenkopf auf die Münze geprägt, um das Nachmachen zu erschweren und Fälschen wurde natürlich verboten und gleichermaßen praktiziert.

 

Münzen erleichterten die Handhabung beim Bezahlen um ein vielfaches. Bis dahin wurde zum Bezahlen praktisch immer gewogen. Einmal die Ware und dann das Zahlungsmittel. Münzen erlauben das Bezahlen durch Zählen. Man benötigt zum Empfangen oder Übergeben einer Gegenleistung keine spezielle Waage mehr. Eine Goldwaage war schon in der Steinzeit ein sündhaft teures Messgerät. Deswegen war der Vorteil damals schon gewaltig. Man konnte plötzlich ohne Hilfsmittel passend bezahlen. Kaum war die Münze als Geld in der Welt, war eine Welt ohne Münzen schon nicht mehr denkbar.

 

Sofort haben sich die Münzen in zwei verschiedene Sorten geteilt. Einmal die Münzen, die schon alleine durch ihr Metall, meist Gold oder Silber, einen hohen Wert haben und solchen, die eher auf einer handwerklichen Fähigkeit, ähnliche Münzen darstellten, aber bei weitem nicht, Material und Aufwand mit dem angegebenen Wert übereinstimmten.

 

Das Geld zu machen, vor allem das „billige“, ist natürlich ein Herrschaftsanspruch. Kann man doch nicht besser zu Geld kommen, wenn man es als einzigster herstellen darf und kann? Damit wurde allerdings auch gleich die Inflation miterfunden.

 

Herrschaftsgeld kann nicht funktionieren, weil Geld auch ein Machtmittel ist und Macht kann ein Mensch nicht genug bekommen. Jeder Machtmensch möchte irgendwann die Weltherrschaft, wenn er seine Macht dazu nutzen kann, diese zu vermehren. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird jeder Despot das Geld einfach herstellen. Spätestens vorm, und erst Recht während und nach dem nächsten Krieg. Nach der dadurch verursachten Inflation wird das Geld, also die Schulden und Guthaben, abgeschafft und ein neues Geld ausgegeben.

 

Solche Extremmaßnahmen haben ihre Grenzen im Vertrauen der Massen. Ein Gut, dass bald wieder abgeschafft wird, hat keine Haltbarkeit und somit eine der wichtigsten Geldeigenschaften verloren. Die Menschen suchen sich dann ein neues Zwischentauschmittel.

 

Dieser Vorgang kommt nur sehr langsam in Gang, beginnt aber schon lange vor dem Niedergang einer Währung und dauert auch etwas länger an. Sobald Vertrauen schwindet, beginnt die Suche.

 

Die Herausgeber des Geldes, bieten natürlich sofort ein neues Geld an, um die Suche möglichst zu beenden. Das neue Geld steht aber erst einmal in starker Konkurrenz zu anderem Geld, etwa Währungen anderer Länder, Gold, manchmal sogar Zigaretten.

 

Geld muss in Konkurrenz zu einander stehen. In einer globalisierten Welt um so mehr. Nur eine Währung, die mit allem anderen in Wettbewerb steht und frei gehandelt wird, kann das Vertrauen aller gewinnen. Das haben die Chinesen nun auch eingesehen und es auch auf den Weg gebracht. Seit kurzem wird deren Währung in Frankfurt frei gehandelt. Wenn sie eines Tages ihr Öl in Yuan, statt in Dollar bezahlen wollen, führt da kein Weg dran vorbei. Überall muss die Währung frei gehandelt werden, sonst gibt es Zweifel am Wert. Wettbewerb muss auch innen stattfinden und nicht nur nach außen. Mit dem „Innen“ tun sich die Chinesen noch sehr schwer, aber das wird schon werden. 

  

Dass Handel ein von den Marktteilnehmern anerkanntes Geld hervorbringt, dürfte ein universelles Gesetz sein. Wenn auf dem Mars die grünen Männchen handeln, werden sie sich auch auf eine geeignetes Zwischentauschmittel einigen. Und sie werden immer auf der Suche nach dem dafür am besten geeignetsten Gut sein. Denn nur das wird von den allermeisten immer als Gegenleistung angenommen werden. Nur dadurch wird dem Gut die wichtigste Geld-Eigenschaft verliehen: Akzeptanz. 

 

Der Nährboden für die Akzeptanz ist das Vertrauen. Erlangt ein Gut aufgrund seiner Eigenschaften das Vertauen, dass es für lange Zeit überall als Zwischentauschmittel  Akzeptanz findet, wird dieses Gut Geld werden. Ist einmal ein neues geeignetes Gut gefunden oder erfunden worden und dieser Prozess der Geldwerdung in Gang gekommen, kann nichts und niemand diesen Vorgang wieder stoppen, weil jeder ein solches, neues, besseres Geld will - auch die Politiker und vor allem die Banker, aber nur als Privatpersonen. Oder immerhin.

 

 

Was bedeutet das jetzt für den Bitcoin?

 

Wir haben eine neue Marktsituation: Das Internet und die daraus resultierenden Handelsmöglichkeiten. Wobei man sagen kann, das wir gerade erst die Anfänge erleben. In wenigen Jahren werden alle Menschen der Welt irgendein Leben im Internet führen und genau da wird auch immer mehr gekauft, verkauft und bezahlt werden.

 

Globalisierung und Internet gehen Hand in Hand. Das eine hilft dem anderen und sie treiben sich gegenseitig an. Und da mittendrin ist ein Gut aufgetaucht, das zu absolut gar nichts zu gebrauchen ist, außer als Geld. Strickt begrenzt, fälschungssicher, unbegrenzt teilbar, sehr haltbar. Leichter als ein Geldschein, aber genau so schnell wie einem Gegenüber überreicht, um die Welt geschickt. Und: Bitcoin ist von allen, die ihn benutzen, sparen oder damit spekulieren, akzeptiert.

 

Die Akzeptanz wird stetig und immer schneller größer, was einen Prozess in Gang gebracht hat, der sich selbst antreibt. Immer mehr Händler nehmen Bitcoins, deswegen zahlen immer mehr damit. Was die Bereitschaft der Händler wieder erhöht, Bitcoins zu akzeptieren. Eine solche Entwicklung führt geradewegs dazu, dass das verwendete Gut Geld wird. Daraufhin werden bald Angestellte auch Bitcoins für ihre Arbeit nehmen und der Vermieter irgendwann auch die Miete in Bitcoin akzeptieren.

 

Wenn also jeder Markt sein eigenes Marktgeld herausbildet und dabei immer das am besten dazu geeignete, durch Vertrauen erwählte Gut, verwendet wird, wäre es die Folge eines universellen Naturgesetzes, dass Bitcoin das Geld des Internets wird. Gegen Naturgesetze kämpft es sich schwer. Die Chinesen können da ein Lied von singen.

 

 

Was ist nun mit den Altcoins?

 

Wer sagt denn, das ausgerechnet Bitcoin das finale Internetgeld sein soll? Es gibt hunderte, bald tausende, bessere Kryptowährungen. In ein paar Jahren wird der eine schon kommen.

 

Was erwartet denn den SuperCoin?

 

Eine riesige Horde wartet, sehnsüchtig, schwer mit wertvollen Bitcoins ausgestattet, auf den einen, der mit dem Zeug zum Königsmörder. Tausende Wölfe liegen schon auf der Lauer am Kaninchenbau. Da wird dann kollektiv gepumpt und ganz sicher alsbald auch gedumpt werden, was geht. Sollte der neue tatsächlich Stehvermögen zeigen, dann auf ein neues. Pump&Dump, auf und nieder, immer wieder, bis zum Tode und keiner der Bitcoiner ist deswegen traurig. Von den Altcoiner sind einige reicher und viele ärmer. Das ist aber auch nichts neues, so geht es halt zu, im Casino.

 

Wenn also der SuperCoin die Spekulanten und Bitcoiner-Attacken überstanden hat, dürfen die Reste sich mit den anderen bestenfalls zehn Hoffnungsträgern um Platz zwei und drei Prozent des Marktkapitals streiten. Der beste Altcoin darf dann seinen technischen Vorteil dem Bitcoin empfehlen.

 

Ein technischer Vorteil kann sowohl durch das Bitcoin-Protokoll als auch durch Dienstleister kompensiert werden. Wenn nicht jetzt, dann in einem Jahr. Wegen so was würde nicht die ganze Welt ein allgemein anerkanntes Zahlungsmittel wechseln. Solange Bitcoin funktioniert, hat kein Altcoin auch nur eine Chance. Bitcoin ist mittlerweile so wertvoll und wird von so vielen Menschen unterstützt, da wird jedes Problem angegangen. Wenn ein Altcoin ein Problem werden würde, hätte eher der Altcoin das Problem. Die geballte Finanzmacht hinter Bitcoin wird jeden Altcoin zur Tulpe machen, lange bevor ein Neuling Akzeptanz aufbauen kann. Die Gemeinde hat fortan einen Coin, dessen beste Zeit schon vorüber ist und die Gewissheit, dass die Spekulanten jede Verbessung gleich verwerten werden. Spekulanten nehmen erst das Geld derer, die an den Coin glauben und dann auch den Glauben selbst.

 

Altcoins vegetieren in einem sehr feindlichen Milieu und der schlimmste Fall, ein erfolgreicher Bitcoin, ist bereits Realität. Altcoins finden ihre Anhänger in der Regel nur beim Erzfeind, der auch noch nicht mal komplett wechselt, sondern nur „auch ein bisschen Altcoin probiert“, meist nur mit einem kleinen Teil seiner Bitcoins und mit Exit fest im Blick.

 

Wenn der SuperCoin erschaffen wird, hat er leider erst einmal die Schmach, nur mit Bitcoins gekauft werden zu können. Kaum als Geld auf der Welt und schon vom Konkurrenten  gekauft - was für ein Scheißstart ins Leben. Dann ist es schon ein kleiner Erfolg, es auf mehrere Börsen zu schaffen und einen Überblick vom Gegner zu bekommen. Der nächste Schock. Auf allen Altcoinbörsen werden alle Altcoins in erster Linie gegen Bitcoins gehandelt. Einige schaffen noch Litecoin, aber ohne eigene Fiat-Währung, gilt ein Altcoin eher als gescheitert. Der Club der Fiat-Coins ist schon recht exklusiv, keine zehn mit nennenswertem Volumen und Litecoin als Platzhirsch mit der Hälfte der MakCap. Selbst Litecoin, der Altcoin-Primus, wird noch zur Hälfe in Bitcoin gehandelt.

 

Altcoins sind Bitcoin völlig ausgeliefert. Gegen einen technischen Vorteil ist die Spekulantenkeule in Stellung gebracht. Je besser der Coin erscheint, um so gewaltiger wird geknüppelt. Für Gefahren stehen Dampfwalzen bereit.

 

 

Der Knackpunkt ist die Akzeptanz.

 

 

Ein Gut, das kaum jemand als Zwischentauschmittel annimmt, kann kein Geld sein. Und schon gar nicht, wenn ein ähnliches Gut bereits als Geld akzeptiert wird. Wozu Altcoins? Es gibt doch Bitcoins. Altcoins werden nicht zu Zahlungsmittel, nur weil der ähnliche Bitcoin eins ist. Altpapier wird nicht dadurch Zahlungsmittel, weil es Papiergeld gibt.

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Warum andere auf Ihre Kosten immer reicher werden: ... und welche Rolle der Staat und unser Papiergeld dabei spielen

Das Geld kommt vom Staat! Das stellt eigentlich niemand infrage. Sollten Sie aber. Denn Deutschland hat wie alle Länder der Welt ein reines Papiergeldsystem, in dem neues Geld aus dem Nichts entsteht. Andreas Marquart und Philipp Bagus zeigen Ihnen, wie Geld entsteht und warum unser jetziges Geld schlechtes Geld ist. Sie erfahren, wie wichtig gutes Geld für eine Volkswirtschaft ist und welchen Einfluss schlechtes Geld auf jeden Einzelnen in der Gesellschaft hat.Welche Rolle spielen eigentlich Staat, Regierung und Politik bei der Umverteilung zugunsten Superreicher? Warum ist die naive Staatsgläubigkeit alles andere als eine Zukunftsstrategie für uns Bürger?Wer Politikern – und sei es nur aus einem Bauchgefühl heraus – noch nie vertraut hat, wird in diesem Buch den Beleg dafür erhalten, dass er mit diesem Gefühl richtigliegt. Ein leicht verständlicher Einstieg in die Frage, warum Geld für viele Missstände in unserer Gesellschaft verantwortlich ist.

 

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Wer hätte das gedacht? 2014 ist der Sozialismus weltweit präsent, in den neunziger Jahren hielt ihn die westliche Welt für besiegt. Während damals der Systemsozialismus von Lenin, Stalin und ihren Nachfolgern unwiederbringlich untergegangen zu sein schien, dominiert heute der „Samtpfotensozialismus“: Geldsozialismus, Fiskalsozialismus, Etatismus von der Wiege bis zur Bahre prägen die Realität in Europa und darüber hinaus. Weitsichtige, unabhängige Beobachter haben frühzeitig die Gefahren für die offene Gesellschaft benannt. Einer der herausragenden war Roland Baader. Bereits 1991 warnte er vor dem „neuen Sozialismus“, vor der Hybris der Vernunft, dem Machbarkeits- und Steuerungsglauben der Sozialingenieure, die sich anmaßen, Gesellschaften und Volkswirtschaften optimieren zu können. Der unabhängige Ökonom und Sozialphilosoph aus Waghäusel prognostizierte hellsichtig, dass die Kreide fressenden Sozialisten mit allerlei wohlklingenden Versprechen nichts anderes taten, als die Menschen mittels Propaganda, einer Umwertung der Werte und Bestechung – mit ihrem eigenen Geld – zu entmündigen.

Fast ein Vierteljahrhundert später ist das im Kontext der Freiheitsrevolution Osteuropas geschriebene, aber zeitlos gültige Buch wieder verfügbar, zunächst als E-Book, schon bald in gedruckter Form. Als Grundlagenbuch über die Freiheit und ihre Feinde ist Kreide für den Wolf von bleibendem Wert angesichts der vielen Richtigstellungen verbreiteter Irrtümer und der facettenreichen Diagnosen historisch-mentaler Ursachen des Sozialismus, den Roland Baader treffenderweise für viel verbreiteter hält als gemeinhin angenommen.

Der Privatgelehrte hat das Buch nicht nur als Warnung vor dem sozialistischen Wolf geschrieben, sondern auch, „um denjenigen, die sich nicht für Sozialisten halten, zu zeigen, daß sie dennoch Sozialisten sind, und um ihnen aufzuzeigen, was sie wissen und begreifen müssen, um wirklich das sein zu können, was sie zu sein glauben: Freie Menschen. Roland Baader hält diese zweite Aufklärung für eine besonders drängende Aufgabe, weil die Stunde des vermeintlich wahren, edlen und unverfälschten, menschenwürdigen Sozialismus geschlagen habe. Scharfsinnig erkennt der Freiheitsdenker, dass der Neosozialismus der Wohlfahrt entspringe, weil nur wohlhabende Regierungen und Staaten sich heute eine derartige Verschwendung leisten könnten.

Sprachlich und inhaltlich nimmt der Band viel von dem sich anschließenden Werk Baaders vorweg. Roland Baader nennt die Dinge beim Namen, spöttisch, despektierlich, wortgewaltig, sehr belesen. Grotesken werden sichtbar, wenn die vermeintliche Errungenschaft einer Rentenreform übersetzt wird in das, was sie ist: eine Rente von den Bürgern durch die Bürger für die Bürger, dirigiert und vermasselt durch den Staat. Treffend konstatiert Roland Baader: „Was am Sozialismus ‚menschlich’ sein soll, das ist in Wirklichkeit nur die Illusion, der Irrtum und der Wahn.“ Seine Prognose nach zahlreichen ideengeschichtlichen, historischen, ökonomischen und rechtlichen Richtigstellungen lautet: Sozialsozialismus und Überschuldung. Das bringt die Lage im EU-Europa 2014 auf den Punkt.

Es bleibt eine kleine Hoffnung, dass sich Roland Baaders Traum erfüllt, nämlich die eingangs geschilderte Rede eines Bundestagsabgeordneten, der sich gegen den Wohlfahrtsstaatpaternalismus wendet und einen klassisch liberalen Freiheitsstaat fordert, und – so ließe sich ergänzen – damit der Sehnsucht einer Vielzahl von Menschen in Deutschland eine Stimme verleiht, die Kreide für den Wolf. Die tödliche Illusion vom besiegten Sozialismus gelesen und verinnerlicht haben.
 

http://freiheitswerk.org/veroeffentlichungen/roland-baader/   Downloadlink

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