Das lässt sich einfach dahersagen und ist tatsächlich auch der Weg, der noch am ehesten zum Erfolg führen würde. ABER:
cointracking, accointing etc. (ich habe sie alle ausprobiert) sind zwar brauchbar, wenn es um simples buy and hold und um gängige Coins geht. Aber sobald man nur ein bisschen in die Tiefen des DeFi einsteigt, ist man auf sich allein gestellt. Selbst wenn man sich über Wochen oder gar Monate in Vollzeit damit beschäftigen würde, die nicht oder fehlerhaft erkannten Transaktionen händisch nachzutragen (soweit das überhaupt möglich ist, weil man zB den Kurs von bestimmten Pool-Token zum jeweiligen Stichtag nicht mehr rekonstruieren kann), würde man keine fehlerfreie Steuererklärung erzeugen können. Davon, dass sich zB von Binance die Daten nicht vollständig / brauchbar exportieren lassen, will ich hier gar nicht anfangen.
Ich stehe momentan vor dem selben Problem und bin unschlüssig, was ich tun soll. Grundsätzlich würde ich gerne die geschuldete Steuer zahlen, aber habe Angst vor einer Auseinandersetzung mit dem Finanzamt, wenn denen Lücken / Unstimmigkeiten in der Steuererklärung auffallen sollten. Schlimmstenfalls drückt man mir dann eine Steuerschätzung rein, die deutlich höher ausfällt als meine tatsächlich Steuerschuld und die ich aus den vorgenannten Gründen nicht widerlegen könnte. Außerdem sind ca. 90% meiner Gewinne steuerfrei, da über 1J Haltedauer. Diese Gewinne würde ich ungerne einem solchen Risiko aussetzen.
Momentan überlege ich, die Steuererklärung so hinzubasteln / zu vereinfachen, dass sie einigermaßen plausibel und der Höhe nach im Ergebnis richtig ist, wenn auch in den Details falsch. Ich habe zB allein >500 Transaktionen auf Polygon gemacht, größtenteils yield-farming. Hier könnte man einfach die Differenz zwischen dem auf Polygon eingezahlten USDT-Betrag und dem nach Abschluss des Farmings wieder abgehobenen USDT-Betrages angeben und als einen Vorgang besteuern.
Gar keine Steuererklärung abzugeben ist eigentlich keine Option. Blockchain-Adressen sind dank KYC meistens nachverfolgbar. Und selbst bei dem Schneckentempo, in dem digitale Innovationen in Deutschland eingeführt werden, dürften die 15 Jahre Verjährungsfrist noch nicht abgelaufen sein, wenn dem Finanzamt ein Tool zur Verfügung stehen wird, in das es nur die einem Steuerzahler zuzuordnenden Walletadressen eingeben muss, um mit einem Klick die Steuerschuld der letzten Jahre zu überprüfen und diese mit den abgegebenen Steuererklärungen abzugleichen.
Je nach Höhe der Gewinne kann man natürlich auch ein full-service-paket bei cointracking buchen (https://cointracking.info/full_service/ ), aber bei Stundensätzen von 180 bzw. 320 EUR (die Höhe ist durchaus angemessen und marktüblich) kommen schnell Beratungskosten zusammen, die die Gewinne auffressen können. Wenn diese nicht gerade sechs- oder siebenstellig ausgefallen sind, kann das unwirtschaftlich werden.