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Ethereum Staking und Steuer - 1 Jahr Haltefrist und Verlust der Steuerfreiheit


kryptokenner

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Hallo zusammen,

tl;dr: Ich will ETH-Staking betreiben, aber meine steuerfreien ETH nicht gefährden. Was kann ich machen?

nach dem erfolgreichen ETH Merge wird für mich das Thema Ethereum Staking wieder attraktiver, da dieses eine Risiko nun weggefallen ist. Ich habe dazu eine spezielle Steuerfrage zur Veränderung der Haltefrist durch das Staking (in Deutschland).

Annahmen:
- ETH-Kursgewinne sind nach einem Jahr steuerfrei
- Einnahmen durch Staking nach Ablauf der Haltefrist führen nicht zur Veränderung der Steuerfreiheit
- Stakingeinnahmen werden am Tag des Zuflusses in EUR umgerechnet zur Steuerlast (Für die Frage allerdings nicht relevant)

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Staking zu betreiben - Eigener Validator, über eine Börse, Liquid Staking (z.b. Lido.fi).

Bei allen drei Möglichkeiten kommt es beim Staking technisch zu einem Tausch von richtigem ETH zu einem ETH-Derivat bzw. repräsentativen Token. Beispiele unten. Das sehe ich als problematisch bzgl. der Haltefrist, da es, wenn man es ganz korrekt nimmt, sich hier um einen Tauschgeschäft mit einem anderen Token handelt. In der Folge erlischt die Steuerfreiheit von ETH bzw. es beginnt wieder bei 0.🥲 

Beispiel Börse (Binance):

  1.  1 ETH steuerfrei Einzahlung zum Staking auf Binance
  2. Swap 1ETH zu 1BETH
  3. Laufende Staking-Rewards werden in BETH ausgezahlt
  4. Beenden des Staking (zur Zeit; bis zum Shanghai Upgrade): Swap 1BETH zu 1ETH. Anfallende Kursgewinne von 1BETH müssten versteuert werden. Haltefrist für 1 ETH beginnt von vorne.

Beispiel Liquid Staking (Lido.fi)

  1.  1 ETH steuerfrei Einzahlung zum Staking auf Lido.fi
  2. Swap 1ETH zu stETH über Lido oder einen anderen Anbieter
  3. Laufende Staking-Rewards werden in stETH ausgezahlt
  4. Beenden des Staking (zur Zeit; bis zum Shanghai Upgrade): Swap 1stETH zu 1ETH. Anfallende Kursgewinne von 1stETH müssten versteuert werden. Haltefrist für 1 ETH beginnt von vorne.

Sicherlich ist das nur ein Problem für Leute mit steuerfreien ETH, aber ich kann mir vorstellen, dass dieses Thema noch weitere interessieren könnte.

Mach ich mir hier zu viele Gedanken und sollten diese Derivate wie richtige ETH steuerlich gehandhabt werden? Gibt es Unterschiede zu 'geschlossenen' Börsen Tokenund offeneren Token wie stETH? Wie geht ihr mit dieser Thematik um?

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vor 2 Stunden schrieb kryptokenner:

Bei allen drei Möglichkeiten kommt es beim Staking technisch zu einem Tausch von richtigem ETH zu einem ETH-Derivat

Wenn du einen eigenen Validator aufsetzt dann bekommst du keine Token oder sowas in der Art. Die ETH werden in einem Smart Contract eingesperrt und irgendwann mal kannst du sie vielleicht auch wieder auszahlen.

Von den anderen von dir genannten Lösungen halte ich persönlich nichts. Wenn schon Validator dann muss es eigentlich ein eigener Validator sein. Klar ist es einfacher Binance damit zu beauftragen aber wer garantiert dir, dass Binance immer in deinem Sinne handelt? Was hältst du davon die Blockchain zu zensieren? Je mehr Validatoren bei Binance liegen um so eher wird die Blockchain zensiert.

Für mich bedeutet Validator zu sein eben auch das Netzwerk abzusichern aber dazu muss ich den Validator selbst laufen lassen und kann diese Aufgabe nicht einfach an jemanden delegieren und dann hoffen er würde die gleichen Entscheidungen treffen wie ich es machen würde.

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57 minutes ago, skunk said:

Wenn du einen eigenen Validator aufsetzt dann bekommst du keine Token oder sowas in der Art. Die ETH werden in einem Smart Contract eingesperrt und irgendwann mal kannst du sie vielleicht auch wieder auszahlen.

Da hast du recht und mir ist ein Fehler unterlaufen. Ich hatte noch die Faktenlage vor dem Merge im Kopf, wo es zwei verschiedene Blockchains und somit auch zwei verschiedene Coins gab. 

58 minutes ago, skunk said:

Von den anderen von dir genannten Lösungen halte ich persönlich nichts. Wenn schon Validator dann muss es eigentlich ein eigener Validator sein. Klar ist es einfacher Binance damit zu beauftragen aber wer garantiert dir, dass Binance immer in deinem Sinne handelt? Was hältst du davon die Blockchain zu zensieren? Je mehr Validatoren bei Binance liegen um so eher wird die Blockchain zensiert.

Für mich bedeutet Validator zu sein eben auch das Netzwerk abzusichern aber dazu muss ich den Validator selbst laufen lassen und kann diese Aufgabe nicht einfach an jemanden delegieren und dann hoffen er würde die gleichen Entscheidungen treffen wie ich es machen würde.

Ich wollte das eigentlich nicht diskutieren und nur die steuerliche Punkte klären. Der Grund ist, dass 32 ETH bei vernünftiger Risikoabwegung und Verteilung einfach viel zu viel für die Allermeisten ist. Das ist blöd designt und ich hoffe auf eine Art Multisig Validator-Lösung in der Zukunft (aber anderes als bei Lido). Ich bin hier deiner Meinung diesbezüglich, das war aber bewusst nicht Teil meiner Ursprungsfrage.

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vor 11 Minuten schrieb kryptokenner:

Da hast du recht und mir ist ein Fehler unterlaufen. Ich hatte noch die Faktenlage vor dem Merge im Kopf, wo es zwei verschiedene Blockchains und somit auch zwei verschiedene Coins gab. 

Der Merge hat lediglich die Beacon Chain mit der ETH Chain vereinigt. Der Name Beacon Chain ist aber irreführend. Ein Valdiator besitzt auf der Beacon Chain keine ETH. Auf der Beacon Chain stimmen sich die Validatoren einfach nur ab wer den nächsten Block bauen darf, wer diesen neuen Block alles validiert usw. Deine ETH verbleiben vor und nach dem Merge auf der ETH Chain.

Aus der Beacon Chain ergibt sich noch wie viel Reward ein Validator erwirtschaftet hat. Auch nach dem Merge kann dieses Kapital noch nicht ausgezahlt werden. Die einzige steuerelevante Änderung ist, dass der Validator zusätzlich zum alten Reward jetzt auch die Priority Fee aus den Transaktionen kassiert und diese ETH Menge kann auch sofort bewegt und verkauft werden. Die am Anfang eingezahlten 32 ETH und der Staking Reward können auch nach dem Merge nicht ausgehalt oder verkauft weren. Das wird vielleicht nächstes Jahr umgesetzt.

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  • 2 Wochen später...

Es handelt sich um eine korrekte Annahme, dass man insbesondere beim Liquid Staken aufpassen muss, dass man nicht die eigene Haltefrist verscherbelt indem man sein ETH in rETH (Rocket Pool) oder stETH (Lido) tauscht. Das stellt nämlich einen steuerlichen Vorgang dar und die Haltefrist beginnt erneut.

Deshalb habe ich mich bspw. dazu entschieden meinen Ether zu halten und lediglich neue Investments direkt in rETH einzutauschen. Man kann bspw. USDC/DAI bei Coinbase kaufen, auf die eigene Wallet transferieren und auf einer Tauschbörse gegen rETH eintauschen. rETH hat den Vorteil ggü. stETH, dass die Staking rewards direkt in den Kurs eingepreist sind, d.h. man hat keine laufenden Ausschüttungen in Form von Einkommen. Dies bedeutet, dass man rETH kaufen und die Haltefrist abwarten kann und nach einem Jahr steuerfreu veräußern kann. Irgendwann wenn ich meine restlichen Ether steuerfrei veräußern kann, kann ich mir dann nochmal überlegen zusätzliche Ether in bspw. rETH einzutauschen um dann an den Staking Rewards partizipieren zu können. 

Denk daran, dass man stETH und rETH jederzeit auf einer Tauschbörse wie Uniswap in ETH eintauschen kann. Man muss also nicht auf das Shanghai Upgrade warten. Das ist der große Vorteil von Liquid Staking. In deinem Post kommt es so rüber als meintest du, dass man auf das Upgrade warten müsse. Das ist nur beim Staken via Validator der Fall.

Bezüglich Staking via Validator ist es aktuell in Deutschland nicht wirklich attraktiv. Mein Verständnis nach kommt man relativ schnell auf die Schiene des "gewerblichen" und das würde ich als Privatperson nicht riskieren wollen. Zudem kann man wie gesagt mit rETH den Vorteil, dass man steuerfrei verkaufen nach einem Jahr. Beim Staking via Validator hätte man Ausschüttungen die man sofort versteuern müsste. Die Rendite beim Betreiben eines eigenen Validators ist leicht höher, allerdings hat man dann zusätzliche Kosten und Arbeitsaufwand den man nicht unterschätzen sollte.

Falls du trotz allem per Validator staken möchtest, gibt es noch eine zusätzliche Art zu staken die dir Unbekannt zu sein scheint: Rocket Pool. Mit Rocket Pool kannst du auch mit weniger Ether staken. Es reichen 16 ETH plus mind. 10% des ETH-Werts in Form des RPL Tokens als Collateral zur Abdeckung der Slashing-Risiken. In der Roadmap spricht Rocket Pool davon in Zukunft die Vorraussetzung noch weiter runterzuschrauben, d.h. bald sollte es möglich sein über Rocket Pool mit 8 ETH  + RPL Tokens zu staken. Vorteil beim validieren via Rocket pool ist, dass du neben den ETH rewards auch RPL Token rewards erhältst. D.h. deine Rendite ist sogar erhöht im Vergleich zum Solo Staking. Winheller hat eine gute Übersicht zu Rocket Pool samt einer steuerlichen Bewertung: https://www.winheller.com/bankrecht-finanzrecht/bitcointrading/bitcoinundsteuer/besteuerung-von-staking/rocket-pool-staking.html   

Zu aller letzt meine ich, dass man nicht panisch sein sollte falls man sein Ether nicht staked. Im Grunde handelt es sich aktuell um 5-6% Rendite pro Jahr in einem hoch volatilen Asset. Auf diese sollte man für ein Jahr verzichten können wenn man aktuell Ether mit einer gewissen Haltedauer besitzt. Also mein Tipp wäre, einfach über ein Jahr die Haltefrist abwarten und anschließend eine endgültige Entscheidung treffen wo und wie man sein eigenes Ether arbeiten lassen will. Bedenk auch, dass Staking immer ein Risiko darstellt. Bei rETH/stETH gibt es Slashing-Risiken sowie Smart Contract-Risiken und auch beim Solo-Validieren gibt es Slashing Risiken oder Risiken, dass man für eine Zeit offline ist. Bewerte eigenständig, ob dir diese Risiken für eine Rendite von 5-6% Wert sind im Vergleich zum Halten von reinem Ether. Der Merge hat ein gewisses Risiko schonmal minimiert und Lido sowie Rocket Pool laufen bislang über Jahre stabil, trotzdem lassen sich potenzielle Probleme in der Zukunft nicht komplett ausschließen.

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Vielen Dank euch beiden für die qualifizierten Antworten für meine Fragen und Unklarheiten zu diesem Thema. Mit diesen Infos kann ich es jetzt viel besser einschätzen 👌 

Ich habe mir RocketPool angeschaut und würde pauschal sagen, dass es sich um die beste Möglichkeit für deutsche Staatsbürger handelt unter Einbezug der angenommenen steuerlichen Situation (sowohl via Bruchteil-Staking als auch via Validator).

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