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Wer trifft die Entscheidungen?


Poseidon

Empfohlene Beiträge

Hallo,

ich beschäftige mich seit einigen Tagen mit dem System Bitcoins. Mir ist es trotz intensiver Suche im Internet nicht gelungen herauszufinden, wie der Entscheidungsprozess bei der Weiterentwicklung des Systems abläuft. Offenbar gibt es Konferenzen, wo die anstehenden Probleme diskutiert werden.

Ich möchte gerne wissen, wie demokratisch das System ist.
- Wer entscheidet (z.B. über die Verkürzung der Blockchain)?
- Gibt es eine Abstimmung? Gilt dabei die übliche Mehrheit? Gibt es auch eine Zwei-Drittel-M.?
- Und gibt es eine erforderliche Mindestbeteiligung an Abstimmungen?
- Sind die Entwickler verpflichtet sich an die Beschlüsse der entscheidenden Gruppe zu halten?

Es muss doch irgendwo eine Satzung geben, wo all das drinsteht, oder?
Habt ihr einen Link für mich?

Gruß
 

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- Wer entscheidet (z.B. über die Verkürzung der Blockchain)?
 

Eine Verkürzung der Blockchain wird niemals zur Entscheidung anstehen.

Quote

- Gibt es eine Abstimmung? Gilt dabei die übliche Mehrheit? Gibt es auch eine Zwei-Drittel-M.?
- Und gibt es eine erforderliche Mindestbeteiligung an Abstimmungen?
- Sind die Entwickler verpflichtet sich an die Beschlüsse der entscheidenden Gruppe zu halten?

Es muss doch irgendwo eine Satzung geben, wo all das drinsteht, oder?
Habt ihr einen Link für mich?

Bitcoin ist kein Unternehmen, sondern ein Open Source Projekt. Bitcoin gehört niemanden, deswegen gibt es auch keine Satzung. Was es gibt ist ein Whitepaper, welches die Grundlagen beinhaltet und beschreibt, was Bitcoin eigentlich ist bzw. sein soll, nämlich ein Peer-to-Peer Electronic Cash System.

Zu finden ist es zum Beispiel hier: https://bitcoin.com/bitcoin.pdf

Auf Deutsch: https://www.bitcoin.de/de/bitcoin-whitepaper-deutsch-html


Eine Abstimmung über eine Protokolländerung erfolgt durch die Miner und User, indem diese den Client benutzen, der die Änderung berücksichtigt oder eben nicht berücksichtigt. Wichtig zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass es nicht nur eine Gruppe von Entwicklern gibt, sondern viele Gruppen.

Es ist zu unterscheiden zwischen einem Softfork  und einem Hardfork.

Bei einem Softfork ist eine Änderung im Protokoll abwärtskompatibel. Das bedeutet, dass eine Änderung durch bestimmte Clients berücksichtigt wird, durch andere oder ältere Versionen des Clients aber ignoriert wird. In aller Regel sollten auch die Miner diese Protokolländerung berücksichtigen. Wie beim Versuch eines User Activated Soft Forks zu sehen war, ist dies aber offenbar keine Bedingung.

Ein Hardfork findet statt, wenn eine Protokolländerung nicht mehr abwärtskompatibel ist. Dazu müssen sich eine gewisse Anzahl von Minern entscheiden, die Protokolländerung durchzuführen. Sofern nur ein Teil der Miner sich dazu durchringt, entsteht ein Fork, also zu zwei verschiedenen Ketten. Nun müssen aber auch noch die User darüber entscheiden, indem sie den Client benutzen, der diese Änderung berücksichtigt.Wenn ein ausreichend hoher Konsens über die Änderung besteht, wird die alte Blockkette absterben, wenn nicht, werden zwei Blockchains gemined, so geschehen z. B. bei Bitcoin Cash. Ob eine Protokolländerung im Sinne eines Hardforks erfolgreich ist, hängt also von den Minern ab, die diese mittragen müssen, als auch von den Clients, die diese Änderung berücksichtigen müssen, als auch vom Markt. Denn Miner werden eine Blockchain nur minen, wenn es sich für sie lohnt. Wenn der Markt der Meinung ist, dass die Protokolländerung, die zum Hardfork geführt hat, nicht "gut" ist, wird der Marktpreis sinken und die Miner werden sich der Blockchain zuwenden, die mehr Profit verspricht.

Als Fazit lässt sich abschließend sagen, dass eine Änderung nur dann erfolgreich durchgeführt werden kann, wenn ein allgemeiner Konsens darüber besteht. Es muss Entwickler geben, die die Protokolländerungen durchführen, es muss Miner und User geben, die diese Änderung mittragen und schließlich muss bei einem Hardfork auch noch der Markt über den Mechanismus der Preisbildung entscheiden. Insofern ist Bitcoin ein demokratisches System, welches ohne Satzungen auskommt. 

 

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@Thiasos
Großen Dank für die ausführliche Antwort. Die Fakten muss ich jetzt erstmal in Ruhe verarbeiten.
Zu deiner Bemerkung, dass man die Blockchain nie kürzen würde, habe ich aber noch ne Frage (sorry, ist in diesem Thread eigentlich off-topic):
Eine Kürzung liegt einem relativen Neuling wie mir doch direkt auf der Hand. Warum muss die vollständige Blockchain immer durch die ganze Welt hin- und hergeschleppt werden? Immerhin kostet das ja richtig Strom und führt automatisch im Lauf der Zeit zu größerer Rechnerpower oder Servern, mit anderen Worten zu Zentralisierung, was der Philosophie des Systems widerspricht.
Ich frage mich, warum kann man die Blockchain nicht kürzen und behält nur die letzten x Jahre? Der alte Teil wird sicher in der Cloud verwahrt.
Sowas wird doch schon x-mal diskutiert worden sein. Wo finde ich was Vernünftiges dadrüber?

 

 

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Die Blockchain enthält nur Transaktionen, keine Kontostände.

Eine Kürzung würde zur Folge haben, dass alle Coins verloren sind, die vor dem Kürzungszeitpunkt das letzte Mal transferiert wurden.

Weiterhin ist ohnehin davon auszugehen, dass die Technologie schneller voranschreitet als das Blockchainwachstum. Zudem wird es Offchain-Transaktionen geben, wie sie heute schon innerhalb der Exchanges vorhanden sind.

Bearbeitet von Jokin
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Zu den Aussagen von Jokin gibt es eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Und so groß ist die Blockchain ja auch (noch) nicht. Mittlerweile sind wir bei 144 GB. In 2014 waren es noch 14 GB. Siehe https://blockchain.info/de/charts/blocks-size?timespan=4years

Wenn das Wachstum so weiter geht, werden wir m. E. voraussichtlich Anfang 2023 bei 10 TB sein, wobei nicht berücksichtigt ist, dass es Offchain-Transaktionen und möglicherweise Protokoll-Updates geben wird, die die Blöcke komprimieren könnten. Graphene wäre so eine Technologie, durch welche erheblich mehr Transaktionen in einen Block passen könnten (https://news.bitcoin.com/graphene-block-propagation-technology-claims-to-be-10x-more-efficient/).

Zudem muss berücksichtigt werden, dass auch die Festplattenkapazitäten steigen. Heute sind 10TB Festplatten nichts besonderes. In 2025 wird es 100 TB Festplatten geben (https://www.heise.de/newsticker/meldung/Festplatten-mit-100-TByte-sollen-2025-erhaeltlich-sein-2467518.html).

Vor einigen Jahren hätte es kaum jemand für möglich gehalten, dass es normal ist, über IP zu telefonieren und Fernsehen über Netflix und Co. zu schauen. Die benötigten Kapazitäten werden immer weiter ausgebaut, so dass ich hier keine Engpässe sehe.

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